Skip to main content

Der Völkermord im Gazastreifen als explizite Politik: Michael Hudson nennt alle Namen

Von Pepe Escobar 15.04.2024 - übernommen von strategic-culture.su
16. April 2024

Hudson.png
© Photo: Social media

(Red.)Pepe Escobar hat das wichtige Interview mit Ania K verlinkt. Wir haben es übersetzt und auch in einem separaten Beitrag veröffentlicht. Das alles ist schwere Kost - bitte nur in angenehmer Gesellschaft zu sich nehmen!(am)

Pepe Escobar
Pepe Escobar

In einem der bisher wichtigsten Podcasts des Jahres 2024 [deutsche Übersetzung] legt Professor Michael Hudson   – der Autor bahnbrechender Werke wie „Super-Imperialism“ [deutsche Übersetzung unter dem Titel „Finanzimperialismus   – Die USA und ihre Strategie des globalen Kapitalismus“] und des kürzlich erschienenen „The Collapse of Antiquity“ [deutsche Übersetzung unter dem Titel „Der Zusammenbruch der Antike“]   – die wesentlichen Hintergründe dar, um das Undenkbare zu verstehen: einen Völkermord im 21. Jahrhundert, der rund um die Uhr live auf den gesamten Planeten übertragen wird.

In einem E-Mail-Austausch hat Prof. Hudson erläutert, dass er jetzt im Wesentlichen "alles ausplaudert", wie "vor 50 Jahren, als ich am Hudson Institute mit Herman Kahn [dem Vorbild für Stanley Kubricks Dr. Strangelove] gearbeitet habe, israelische Mossad-Mitglieder ausgebildet wurden, darunter auch Uzi Arad. Ich habe zwei internationale Reisen mit ihm unternommen, und er hat mir so ziemlich das geschildert, was heute passiert ist. Er wurde Chef des Mossad und ist jetzt Netanhayus Berater".

Prof. Hudson zeigt auf, dass "der grundlegende Plan für Gaza dem entspricht, wie Kahn im Vietnamkrieg die Aufteilung des Landes in Sektoren entworfen hat, mit Kanälen, die jedes Dorf abschnitten, so wie es die Israelis mit den Palästinensern tun. Schon damals hatte Kahn Belutschistan als das Gebiet ausgemacht, in dem er Unruhe im Iran und in der übrigen Region schüren wollte".

Es ist kein Zufall, dass Belutschistan seit Jahrzehnten ein CIA-Juwel ist, und in jüngster Zeit kam noch der Anreiz hinzu, den chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridor (CPEC) mit allen Mitteln zu stören   – ein wichtiger Knotenpunkt der chinesischen Belt and Road Initiative (BRI).

Prof. Hudson verbindet die wichtigsten Punkte miteinander: "So wie ich es verstehe, ist das, was die USA mit Israel machen, eine Generalprobe für den Übergang zum Iran und zum Südchinesischen Meer. Wie Sie wissen, gibt es in der amerikanischen Strategie keinen Plan B, und zwar aus einem sehr guten Grund: Wer Plan A kritisiert, gilt als nicht teamfähig (oder sogar als Putins Marionette), so dass die Kritiker gehen müssen, wenn sie sehen, dass sie nicht befördert werden. Das ist der Grund, warum die US-Strategen nicht innehalten und überdenken, was sie tun."

Isolieren Sie sie in strategischen Weilern und töten Sie sie dann.

In unserem E-Mail-Austausch bemerkte Prof. Hudson: "Das ist im Grunde das, was ich gesagt habe", und bezog sich dabei auf den Podcast mit Ania K. (hier die vollständige, überarbeitete Abschrift Anm. des Übersetzers: Übersetzung folgt). Schnallen Sie sich an: Die ungeschminkte Wahrheit ist tödlicher als ein Einschlag einer Hyperschallrakete.

Über die zionistische Militärstrategie in Gaza:

"Ich habe in den 1970er Jahren am Hudson Institute mit Uzi Arad und anderen Mossad-Lehrlingen gearbeitet. Mein Fachgebiet war BoP (Balance of Payments   – Zahlungsbilanz], aber ich war bei vielen Treffen dabei, bei denen die Militärstrategie diskutiert wurde, und ich bin zweimal mit Uzi nach Asien geflogen und habe ihn kennen gelernt.

Die US-amerikanisch-israelische Strategie im Gazastreifen basiert in vielerlei Hinsicht auf dem Plan von Herman Kahn, der in den 1960er Jahren in Vietnam umgesetzt wurde.

Hermans Schwerpunkt war die Systemanalyse. Zuerst sollte das Gesamtziel definiert werden, und dann: Wie können wir es erreichen?

Zuerst: Isolieren Sie sie in strategischen Weilern. Der Gazastreifen wurde in Bezirke aufgeteilt, für die elektronische Ausweise erforderlich sind, um von einem Sektor in einen anderen zu gelangen oder um im jüdischen Teil von Israel zu arbeiten.

Das Wichtigste: Tötet sie. Idealerweise durch Bombardierung, denn das minimiert die Verluste für die eigene Armee.

Der Völkermord, den wir heute erleben, ist die ausdrückliche Politik der Gründer Israels: Die Idee eines ‚Landes ohne Volk‘ bedeutet ein Land ohne nicht-jüdische Menschen. Sie sollten vertrieben werden   – schon vor der offiziellen Gründung Israels, in der ersten Nakba, dem arabischen Holocaust.

Zwei israelische Premierminister waren Mitglieder der Stern-Bande von Terroristen. Sie entkamen aus ihrem britischen Gefängnis und gründeten gemeinsam Israel.

Was wir heute erleben, ist die Endlösung für diesen Plan. Es fügt sich auch in das Bestreben der USA ein, den Nahen Osten und seine Ölreserven zu kontrollieren. Für die US-Diplomatie IST der Nahe Osten (in Großbuchstaben) Öl. Und ISIS ist Teil von Amerikas Fremdenlegion, seit sie zuerst in Afghanistan organisiert wurde, um die Russen zu bekämpfen.

Aus diesem Grund wurde die israelische Politik mit den USA abgestimmt. Israel ist die wichtigste Klientel-Oligarchie der USA im Nahen Osten. Der Mossad kümmert sich um ISIS in Syrien und im Irak und überall sonst, wohin die USA ISIS-Terroristen schicken. Terrorismus und sogar der gegenwärtige Völkermord sind für die Geopolitik der USA von zentraler Bedeutung.

Aber wie die USA im Vietnamkrieg gelernt haben, protestiert die Bevölkerung und wählt gegen den Präsidenten, der diesen Krieg beaufsichtigt. Lyndon Johnson konnte keinen öffentlichen Auftritt absolvieren, ohne dass die Menschenmenge ihn auspfiff. Er musste sich durch die Seiteneingänge der Hotels schleichen, in denen er sprach.

Um eine Peinlichkeit wie die Beschreibung des Massakers von My Lai durch Seymour Hersh zu verhindern, sperrt man Journalisten vom Schlachtfeld aus. Wenn sie dort sind, tötet man sie. Das Biden-Netanjahu-Team hat es vor allem auf Journalisten abgesehen.

Das Ideal besteht also darin, die Bevölkerung passiv zu töten, um die sichtbaren Bombardierungen zu minimieren. Und der Weg des geringsten Widerstands ist es, die Bevölkerung auszuhungern. Das ist die israelische Politik seit 2008."

Und vergesst nicht, sie auszuhungern

Prof. Hudson bezieht sich direkt auf einen Artikel von Sara Roy in der New York Review of Books, in dem ein Telegramm der US-Botschaft in Tel Aviv an den Außenminister vom 3. November 2008 zitiert wird. In dem Telegramm heißt es: "Als Teil ihres allgemeinen Embargoplans gegen den Gazastreifen haben israelische Beamte [Botschaftsbeamte] bei mehreren Gelegenheiten bestätigt, dass sie beabsichtigen, die Wirtschaft des Gazastreifens am Rande des Zusammenbruchs zu halten, ohne sie ganz über den Rand zu stoßen."

Das hat laut Prof. Hudson dazu geführt, dass Israel "Fischerboote und Gewächshäuser im Gazastreifen zerstört hat, um ihnen die Möglichkeit zu nehmen, sich selbst zu ernähren.

Dann hat es sich mit den Vereinigten Staaten zusammengetan, um die Nahrungsmittelhilfe der Vereinten Nationen und anderer Länder zu blockieren. Die USA haben sich sofort nach Beginn der Feindseligkeiten aus der UN-Hilfsorganisation zurückgezogen, und zwar unmittelbar nach der Feststellung des IGH, dass ein Völkermord vorliegt. Sie waren der wichtigste Geldgeber dieser Organisation. Man hoffte, dass dies ihre Aktivitäten einschränken würde.

Israel ließ einfach keine Nahrungsmittelhilfe mehr herein. Es hat lange, lange Inspektionen durchgeführt, d.h. ein Vorwand, um die Lastwagen auf 20 % der Menge vor dem 7. Oktober zu verlangsamen   – von 500 pro Tag auf nur 112. Neben der Blockade von Lastwagen hat Israel auch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen ins Visier genommen   – etwa einen pro Tag.

Die Vereinigten Staaten haben versucht, einer Verurteilung zu entgehen, indem sie vorgaben, eine Anlegestelle zu bauen, um Lebensmittel auf dem Seeweg zu entladen. Die Absicht war, dass die Bevölkerung des Gazastreifens bis zum Bau des Hafens ausgehungert sein würde."

Biden und Netanjahu als Kriegsverbrecher

Prof. Hudson bringt den wichtigsten Zusammenhang der ganzen Tragödie auf den Punkt: "Die USA versuchen, die Schuld auf eine Person zu schieben, nämlich Netanjahu. Aber das ist die israelische Politik seit 1947. Und es ist die Politik der USA. Alles, was seit dem 2. Oktober passiert ist, als die Al-Aqsa-Moschee von israelischen Siedlern gestürmt wurde und die Hamas [Al-Aqsa-Flut] am 7. Oktober Vergeltung übte, war eng mit der Regierung Biden abgestimmt. All die Bomben, die Monat für Monat abgeworfen wurden, sowie die Blockierung der Hilfe der Vereinten Nationen.

Das Ziel der USA ist es, den Gazastreifen daran zu hindern, die Offshore-Erdgasrechte zu erhalten, mit denen sie ihren eigenen Wohlstand und den anderer islamischer Gruppen, die die USA als Feinde betrachten, finanzieren könnten. Und um den Nachbarländern zu zeigen, was mit ihnen geschehen wird, so wie es die USA mit Libyen kurz vor Gaza getan haben. Unterm Strich sind Biden und seine Berater genauso Kriegsverbrecher wie Netanjahu."

Prof. Hudson betont, dass "der US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Blinken und andere US-Beamte gesagt haben, dass das Urteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) über den Völkermord und die Aufforderung, ihn zu beenden, nicht bindend sei. Dann hat Blinken gerade gesagt, dass kein Völkermord stattfinde.

Das Ziel der USA ist es, die Herrschaft des internationalen Rechts, wie sie von der UNO vertreten wird, zu beenden. An ihre Stelle soll die ‚regelbasierte Ordnung‘ der USA treten, die keine Regeln veröffentlicht.

Die Absicht ist, die USA immun zu machen gegen jegliche Opposition gegen ihre Politik, die auf rechtlichen Prinzipien des internationalen Rechts oder lokalen Gesetzen basiert. Völlig freie Hand   – Chaos.

Die US-Diplomaten haben vorausgeschaut und gesehen, dass sich der Rest der Welt aus dem US-amerikanischen und europäischen NATO-Orbit zurückzieht.

Um diese unumkehrbare Bewegung zu bewältigen, versuchen die USA, sie zu zähmen, indem sie alle verbliebenen Spuren der internationalen Regeln, die der Gründung der UNO zugrunde lagen, und sogar des westfälischen Grundsatzes der Nichteinmischung in die Angelegenheiten anderer Länder aus dem Jahre 1648 auslöschen.

Der tatsächliche Effekt ist wie üblich genau das Gegenteil von dem, was die USA beabsichtigen. Der Rest der Welt wird gezwungen, seine eigene neue UNO zu schaffen, zusammen mit einem neuen IWF, einer neuen Weltbank, einem neuen Internationalen Gerichtshof in Den Haag und anderen von den USA kontrollierten Organisationen.

Der Protest der Welt gegen den israelischen Völkermord im Gazastreifen und im Westjordanland   – vergessen Sie das Westjordanland nicht   – ist also der emotionale und moralische Katalysator für die Schaffung einer neuen multipolaren geopolitischen Ordnung für die globale Mehrheit."

Verschwinden oder sterben

Die Schlüsselfrage bleibt: Was wird mit Gaza und den Palästinensern geschehen? Prof. Hudsons Einschätzung ist bedrohlich realistisch: "Wie Alastair Crooke erklärt hat, kann es in Israel keine Zwei-Staaten-Lösung geben. Es muss entweder eine rein israelische oder eine rein palästinensische Lösung geben. Und so wie es jetzt aussieht, ist es rein israelisch   – der Traum von 1947 von einem Land ohne nicht-jüdische Menschen.

Der Gazastreifen wird geografisch immer noch da sein, zusammen mit seinen Gasrechten im Mittelmeer. Aber er wird geräumt und von den Israelis besetzt sein."

Auf die Frage, wer beim Wiederaufbau des Gazastreifens "helfen" würde, gibt es bereits einige feste Zusagen: "Türkische Baufirmen, Saudi-Arabien, das Entwicklungen finanziert, die Vereinigten Arabischen Emirate, amerikanische Investoren   – vielleicht Blackstone. Es werden ausländische Investitionen sein. Wenn man sich die Tatsache ansieht, dass die ausländischen Investoren all dieser Länder danach suchen, was sie aus dem Völkermord an den Palästinensern herausholen können, wird einem klar, warum es keine Opposition gegen den Völkermord gibt."

Prof. Hudsons abschließendes Urteil über "den großen Nutzen für die USA" lautet, dass "keine Ansprüche gegen die USA geltend gemacht werden können   – und auch nicht gegen die Kriegsführung und den Regimewechsel, den sie für den Iran, China, Russland und für das, was in Afrika und Lateinamerika geschehen ist, planen.

Israel, der Gazastreifen und das Westjordanland sollten als eine Eröffnung des Neuen Kalten Krieges gesehen werden. Ein Plan, wie man im Grunde genommen Völkermord und Zerstörung finanzieren kann. Die Palästinenser werden entweder auswandern oder getötet werden. Das ist die angekündigte Politik seit über einem Jahrzehnt."

Quelle: https://strategic-culture.su/news/2024/04/15/the-gaza-genocide-as-explicit-policy-michael-hudson-names-all-names/

Weitere Beiträge in dieser Kategorie