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Täuschung  – Die Methode Reagan

mit einem Kommentar von Albrecht Müller (Nachdenkseiten)

publiziert: 07. Mai 2015

Zur Doku der Text von der Arte-Webseite

Mit Reagans Machtantritt ändert sich die Strategie der USA im Kalten Krieg grundlegend: Angriff statt Verteidigung. Sein geheimes "Komitee für Täuschungsoperationen", dessen Existenz in dieser Dokumentation zum ersten Mal von Zeitzeugen bestätigt wird, plante brillante und perfide Geheimdienst-Operationen   – gegen die Sowjets, aber auch gegen die Entspannungspolitik.

Mit seinem Machtantritt im Jahre 1981 bestimmt Ronald Reagan die Strategie der USA im Kalten Krieg neu: Angriff statt Verteidigung. Sein „Komitee für Täuschungsoperationen“ ist neben der Aufrüstung eines der wichtigsten Instrumente im Kampf gegen die Sowjetunion. Gasleitungen werden mit eingeschleusten Computerchips und Trojanern sabotiert, Flug- und Seemanöver vor dem wichtigsten Stützpunkt der Sowjets in Murmansk durchgeführt.

 Das Ziel: Verunsicherung und Demütigung bei gleichzeitiger Demonstration von Stärke und technischer Überlegenheit. Diese Aktionen bringen die Welt an den Rand des Atomkrieges.

Als in den 80er Jahren der schwedische sozialdemokratische Ministerpräsident Olof Palme mit Willy Brandt und Egon Bahr seine Strategie der gemeinsamen Sicherheit vorschlägt und Schweden nicht mehr als „unsinkbaren Flugzeugträger“ der Nato zur Verfügung stellen will, macht er sich nicht nur die konservativen Machteliten im eigenen Land zum Feind. Sein Ansatz ist auch Reagan schon früh ein Dorn im Auge, denn ein Einlenken der Sowjetunion im Wettrüsten des Kalten Krieges wäre für seine Strategie kontraproduktiv. So werden die Annäherungsgespräche sabotiert und die Person Palme diskreditiert. Im Februar 1986 wird Palme von einem unbekannten Täter ermordet.

Der Film zeigt die Bedeutung der geheimen Kriegsführung der USA im Kalten Krieg unter Bezugnahme auf hochkarätige Zeitzeugen und exklusives Filmmaterial. Einmal mehr wird deutlich, dass die USA zur Durchsetzung eigener Interessen auch vor der Souveränität demokratischer Staaten nicht Halt machte. Eine Thematik, die gerade in Anbetracht der aktuellen politischen Lage und der jüngsten Geheimdienstskandale von beachtenswerter Aktualität ist.

Was man aus dieser Dokumentation lernen kann:

US-Präsident Ronald Reagan war kein Trottel. Im Gegenteil, er war hoch intelligent und umsichtig, leider für die falschen Ziele.

Die Politik der Entspannung und des Aufbaus einer Ordnung gemeinsamer Sicherheit in Europas einschließlich Russlands, also zwischen Ost und West, wurde nicht erst ab 1990 durch Präsident Clinton unterlaufen.

Reagan wollte keinen Frieden mit der Sowjetunion bzw. Russland als Partner. Ihm ging es um die Destabilisierung und dabei vor allem um die ökonomische Destabilisierung durch Zwang zu immer größeren militärischen Ausgaben. Reagan legt es darauf an, die Sowjetunion ökonomisch und technologisch nieder zu konkurrieren. In der Dokumentation wird die Überlegenheit demonstriert.

In der Dokumentation wird sichtbar, welche tödliche Rolle Deutschland bei einer kriegerischen Auseinandersetzung hätte spielen müssen   – es wäre so vernichtet worden, dass nicht einmal Flugplätze für die vom Atomkrieg zurückkehrenden Flugzeuge des Westens übrig geblieben wären. Das neutrale Schweden war als alternativer Flugzeugträger vorgesehen.

Die USA haben unter Reagan in die Innenpolitik und in die Außenpolitik Schwedens hinein regiert. Indem sie mit NATO Partnern zusammen einen sowjetischen U-Boot Einsatz inszenierten, beeinflussten sie zusammen mit den schwedischen Militärs und Medien die Stimmung in Schweden und untergruben die Mehrheit für Olof Palmes entspannungspolitische Linie.

Der Film zeigt, wie stark die Stimmung in der Bevölkerung eines Landes manipuliert werden kann. Vor der Operation des „Komitees für Täuschungsoperationen“ fühlten sich nach Umfragen 27 % der Schweden von der UdSSR bedroht; nach Auftauchen der vermeintlich sowjetischen U-Boote stieg der Anteil der Verängstigten auf 83 % (im Film beginnend bei Minute 37).

Die Dokumentation zeigt, wie eine nichtgewählte Gruppe finanziell, medial und politisch Mächtiger die politischen Entscheidungen und die politische Linie eines Landes beeinflussen kann. Diese Gruppe und das schwedische Militär konspirierten gegen den eigenen Ministerpräsidenten.

Wenn man rechtzeitig und clever genug dafür sorgt, die Belege für eine solche Verschwörung zu beseitigen, dann kann man sogar in der bewunderten schwedischen Demokratie einer Anklage und Verurteilung entgehen.

Die Dokumentation ist ein weiterer Beleg dafür, wie albern und wirklichkeitsfremd die geläufigen Vorwürfe sind, Vorgänge, wie in der Dokumentation geschildert, seien das Produkt von Verschwörungstheoretikern. Wieder einmal wird belegt: die Wirklichkeit ist viel schlimmer, als sich dies fantasievolle Verschwörungstheoretiker vorstellen könnten.

Ergänzung E.S.:

Erkenntnisse und Dokumente zur Geheimen Kriegführung der USA belegen in Hülle und Fülle, dass die im Film gezeigten Vorgänge, Strukturen und Mechanismen nicht nur gegenüber der SU und Schweden angewendet wurden und nach dem Ende des Kalten Krieges fortgesetzt wurden (s. bspw. die opulente, nach Ländern chronologisch angelegte Zusammenstellung von William Blum: "Killing Hope. Zerstörung der Hoffnung. Globale Operationen der CIA seit dem 2. Weltkrieg". Frankfurt 2. erw. Aufl. 2014; s. Regine Igel: "Terrorjahre. Die dunkle Seite der CIA in Italien". München 2006 oder Seymour Hersh über "Cheneys Killertruppe" Joint Special Operations Command JSOC http://www.hintergrund.de/20090814467/globales/kriege/cheneys-killertruppe-und-das-grosse-schweigen.html)

Viele Grüße
Elke Schenk
globalcrisis/globalchange News

Den Kommentar Albrecht Müllers auf den Nachdenkseiten finden Sie hier:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=25975

Video im Internet unter:

Dienstag, 12. Mai um 8:55 Uhr (53 Min.)   – Wiederholung am Montag, 18.05. um 8:55 Uhr, Erstausstrahlung am Dienstag, 05.05. um 23:00 Uhr