Drohnen – Tod aus der Luft
Drohnen. Sie sind die Zukunft des Krieges, der eigentlich keine Zukunft haben sollte. Vernetzt über ultraschnelle Satelliten- und Datenverbindungen umspannt schon heute ihr unsichtbares Netz die ganze Welt.
Kaum je erfuhr eine Waffe einen so steilen Aufstieg in der Militärtechnik wie die Kampfdrohne. Vergleichbar ist ihre Auswirkung auf die Art und Weise der Kriegsführung nur mit der Atombombe. In nur wenigen Jahren stieg die Zahl der Todesopfer in Afghanistan, Pakistan, Jemen und Somalia durch Drohnenangriffe geschätzt in die Tausende. Die Kampfdrohne und ihre Anforderungen an die globale Echtzeit-Datenkommunikation schufen die Notwendigkeit für ein ganz besonderes Datennetz: das Global Information Grid (GIG). Ein weltumspannendes militärisches Datennetz mit Bandbreiten, die in Gigabit pro Sekunde gemessen werden.
"Gezielte Tötungen" durch Kampfdrohnen - gesteuert von Soldaten, die zehntausende Kilometer entfernt sitzen. Auch die Bundesrepublik plant, bewaffnete Drohnen zu beschaffen.
Unter Präsident Obama bauten die USA ein Netz von Stützpunkten aus, von denen Drohnen in Krisengebiete starten und Terrorverdächtige angeblich gezielt töten. Eine Schlüsselfunktion soll dabei auch die US-Airbase im rheinland-pfälzischen Ramstein spielen.
Der Krieg scheint seine Grenzen verloren zu haben. Tödliche Schläge erfolgen auf der vagen Grundlage von Geheimdienstbeobachtungen. In den USA erfährt diese Politik Umfragen zufolge breite Zustimmung. In Deutschland aber ist schon der Einsatz von unbewaffneten Drohnen umstritten. Mit ihren Plänen löst die Bundesregierung eine emotional geführte gesellschaftliche Debatte aus.
Macht es einen Unterschied, ob der Soldat über dem Kampfgebiet im Cockpit sitzt oder zehntausende Kilometer entfernt in der heimischen Kaserne? Lassen Drohnen eine emotionale Distanz zum Kampfgeschehen entstehen, die sich auf Entscheidungen problematisch auswirkt? Wer kontrolliert und legitimiert die Auswahl der Ziele? Und wie genau sind die Bilder und Erkenntnisse, die Grundlage der Entscheidung sind?
Der ehemalige US-Drohnenpilot Brandon Bryant berichtet von den psychischen Belastungen während seines Einsatzes im vermeintlich friedlichen Container in Nevada: "Irgendwann lässt es Dich nicht mehr los. Du gehst abends nach Hause, aber gedanklich bist Du immer noch in Afghanistan oder im Irak." Für die Betroffenen der Drohneneinsätze, etwa in der Grenzregion zwischen Pakistan und Afghanistan, ist die ständige Bedrohung aus der Luft seit Jahren Alltag. Die Deutsch-Marokkanerin Chadia Erdogan, die bei einem Drohnenangriff auf ihr Haus Angehörige und Freunde verlor, berichtet: "Die Drohnen kann man immer sehen - und immer hören."
Über die Befehlskette, den sogenannten "Targeting-Prozess", ist nur wenig bekannt. Wie wird eine Person zum Ziel eines Drohnenangriffs? Präsident Obama gibt an, über jeden Einsatz persönlich zu entscheiden. Die Dokumentation zeichnet den Entscheidungsprozess vom Schreibtisch des Präsidenten bis hin zum Abfeuern der Rakete nach - und zeigt die moralischen und rechtlichen Probleme der Drohneneinsätze auf.
Der Film:
- Redaktion: Stefan Lehmacher
- Technische Umsetzung und Programmierung: Dirk Köster, Madlen Müller
- Produktion: Florian Gerhartz
- Bildnachweis: Getty Images, dpa, AP, reuters, Google Earth, Apollo Mapping
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