Spital-CEO kritisiert «Angst-Berichterstattung»
Es fiel auf, dass Exponenten von grossen Spitälern in Medien während mehrerer Tage die Alarmglocken läuteten: Die Intensivstationen seien bald überfüllt und das Spitalpersonal könne keine zusätzlichen Covid-19-Patienten mehr verkraften. Konkrete und belastbare Zahlen über die Engpässe und über bereits verlegte oder verschobene Operationen gaben weder Spitäler noch Behörden bekannt. Viele Medien gaben sich damit zufrieden.
Infosperber hatte darauf hingewiesen, dass laut offizieller Statistik schweizweit stets mindestens zwanzig Prozent aller voll ausgestatteten und mit qualifiziertem Personal versehenen Intensivbetten leer standen. Diesen Widerspruch versuchte kaum jemand zu erklären. Einiges deutet darauf hin, dass es das oberste Ziel von Bundesrat und Task Force war, die Impfquote möglichst rasch und deutlich zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde nicht nur eine aufwändige Werbekampagne gestartet, sondern wurde wohl auch die Zertifikatspflicht in Restaurants, Kinos, Clubs und an Grossveranstaltungen eingeführt. Und wahrscheinlich wurden Spitäler eingespannt, die Lage dramatisierend darzustellen. Den Beweis für eine entsprechende koordinierte Strategie zur Erhöhung der Impfquote gibt es allerdings nicht. Das BAG und Bundesrat geben nicht bekannt, mit welchen Interessenvertretern sie zusammengesessen sind.
Spital-CEO: «In Spitälern gibt es keine Krise»
Jetzt kritisiert der CEO des Zürcher Privatspitals Bethanien in einem Interview mit Nau.ch die «Angstberichterstattung». Im Folgenden die wichtigsten Aussagen von Marc Elmiger:
Marc Elmiger, CEO Spital Bethanien © zvg
«Ich betrachte die Situation deutlich gelassener, als sie in den Medien dargestellt wird. Sicher: In einzelnen Intensivstationen spielen sich komplizierte Szenen ab, weil sie durch Covid-Patienten gefüllt sind. Und es ist tatsächlich schwierig, qualifiziertes Personal zu finden. Dennoch wird die Situation von diversen Seiten dramatisiert. In der Summe erkenne ich keine Gesundheitskrise in der Schweiz … Ich beobachte, dass die vorhandenen Intensivbetten mit einem sehr hohen Standard betrieben werden, was auf einen Normalbetrieb und nicht auf einen Krisenbetrieb hindeutet. Das irritiert mich. Denn gemäss BAG haben wir in der Schweiz aktuell über 20 Prozent freie Betten inklusive Personal. Dabei ist es Courant normal, dass die Intensivstationen gut ausgelastet sind.»
«Das Bild der Situation wird düsterer gemalt, als es ist. Fakt ist: Wenn es wirklich eng wird, lassen sich elektive Eingriffe auch einen Tag vor dem Termin noch stoppen. Ausserdem würde man dann auch die Privatspitäler stärker involvieren. Der Bettenengpass bezieht sich hauptsächlich auf die grossen Listenspitäler … Wir sind bereit, andere Spitäler zu entlasten. Wir haben dies bereits getan und haben in der letzten Welle zu Jahresbeginn Patienten vom Universitätsspital Zürich übernommen.»
«Weil viele Menschen glauben, dass die Schweizer Spitäler kurz vor dem Kollaps stehen, verschieben sie Eingriffe, die eigentlich gemacht werden müssten. Einerseits haben sie die unbegründete Angst, sich mit Covid anzustecken. Andererseits fürchten sich wohl viele, dass sie die Behandlung nicht in gewohntem Rahmen erhalten. Beides ist falsch. Doch die Angst-Berichterstattung verstärkt diese Zurückhaltung im Nicht-Covid-Bereich.»
«Es muss klar kommuniziert werden, dass die Situation zwar in einzelnen Regionen ernst ist, wir aber gesamthaft schweizweit gesehen keine kriegsähnlichen Zustände in den Spitälern haben. Für Nicht-Covid-Patienten sind Eingriffe also problemlos möglich. Und sollte sich die Lage tatsächlich verschlimmern, können zusätzliche Betten rasch geschaffen werden.»
Quelle: https://www.infosperber.ch/gesundheit/public-health/spital-ceo-kritisiert-angst-berichterstattung/
Zum Infosperber-Dossier:
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