Die Jazzfans wurden aufmerksam auf den spanischen Heisssporn, als er sich mit seinen Kollegen Al di Meola und John McLaughlin zusammentat. Das Trio der Gitarrenstars reiste ab 1977 gemeinsam durch die Welt, und Paco de Lucía erlebte die Konzerte anfänglich als riesige Herausforderung. Die Jazzmusiker, die immer wussten, über welche Akkorde welche Skalen passen, waren ihm meilenweit voraus – erzählte er dem Schweizer Kollegen Marcel Ege. Nach den Konzerten habe er «oft Kopfweh gehabt vor lauter Anstrengung».
Paco de Lucía, der schon als Bub von seinem Vater Gitarre spielen lernte, hatte ein untrügliches Gehör. Und er lernte erst spät Noten lesen. Der klassisch geschulte Flamenco-Gitarrist José María Gallardo del Rey half dem genialen Kollegen oft beim Spiel nach Noten, erzählt Marcel Ege. Das Eos Guitar Quartet hatte für sein Jubiläum auch bei Paco de Lucía eine Komposition bestellt. Aber der Flamenco-Star lehnte ab, und empfahl den Schweizern, einer seiner Kompositionen für vier Gitarren zu arrangieren. Als er später die Partitur sah, schaute er sie lächelnd an – das Gefühl, auch ein «klassischer» Komponist zu sein, befriedigte ihn offenbar tief.
__2014: Am Strand von Cancún hat ihn der Tod ereilt, als er mit seinen Kindern spielte. Für Kollegen war das Zusammenspiel mit de Lucía, wie Tomatito es ausdrückte, «tocar el cielo» – als ob man den Himmel berührte.
Quelle: https://www.srf.ch/kultur/musik/musik-paco-de-luc-a-die-gitarre-war-sein-albtraum