Der asiatisch-pazifische Raum ist der Ort, an dem die "grenzenlose" Partnerschaft zwischen China und Russland auf die Probe gestellt wird
Der russische Präsident Wladimir Putin (R) trifft Chinas Staatsrat und Verteidigungsminister Li Shangfu (L), Moskau, 17. April 2023
(Red.) Es ist wirklich erschütternd: die Konstellation im Zweiten Weltkrieg entsteht wieder. Die Russen finden nach der Sprengung des Staudamms durch den Westen in dem ausgetrockneten Dnjepr-Stausee im Schlick Leichen deutscher Wehrmachtssoldaten und erinnern daran, dass ihre Großeltern in denselben Schützengräben, die sie jetzt gerade wieder herstellen, schon einmal gegen die Deutschen gekämpft haben. Und jetzt entsteht die "Achse" mit Japan wieder. Dass dieser Wahnsinn nur wieder zur Zerstörung dieser selben Länder führen kann, scheinen sie in ihrer Verblendung nicht zu begreifen. Also werden wieder einmal die jeweiligen Bevölkerungen die Trümmer beseitigen und alles wieder neu aufbauen müssen - wenn sie es angesichts der atomaren Bedrohung überhaupt überleben.(am)
Das Scheitern der Kiewer Gegenoffensive und die bittere Niederlage im Krieg mit Russland könnten die Biden-Administration dazu zwingen, in der Westukraine "boots on the ground" (eigene Bodentruppen) zu stationieren und damit eine globale Konfrontation auszulösen. Auch die Beziehungen zwischen den USA und China befinden sich auf dem tiefsten Punkt seit ihrer Normalisierung in den 1970er Jahren, und die Taiwan-Frage könnte zu einem Kriegsgrund werden.
Sicherlich wird der nordostasiatische Schauplatz ein entscheidender Schauplatz in der sich anbahnenden Konfrontation der Großmächte sein, da sich die Arktis aufheizt und der Nördliche Seeweg in Betrieb genommen wird, was die strategische Bedeutung des russischen Fernen Ostens und Sibiriens als Kraftwerk der Weltwirtschaft im 21. Jahrhundert in Verbindung mit seinem derzeitigen Status als weltweit führende Atommacht enorm aufwertet. Der Ausgang des Ukraine-Krieges könnte die letzte Chance für die Vereinigten Staaten sein, Russland davon abzuhalten, sein Rendezvous mit dem Schicksal fortzusetzen. Das macht den Fernen Osten für die USA zur wichtigsten Region in ihrer globalen Strategie.
Symptomatisch für die sich verschärfenden Spannungen hat das russische Außenministerium am Freitag den japanischen Botschafter einbestellt und in einer außerordentlich scharfen Sprache Protest eingelegt, als bekannt wurde, dass es sich bei den 100 Fahrzeugen, die Tokio der Ukraine letzte Woche verharmlosend versprochen hatte, in Wirklichkeit um gepanzerte Fahrzeuge und Geländewagen handelt. Offensichtlich hat Tokio das verheimlicht, denn die japanischen Ausfuhrbestimmungen verbieten es den japanischen Unternehmen, tödliche Güter ins Ausland zu verkaufen!
Tokio überschreitet eine "rote Linie" und Moskau ist darüber nicht erfreut. In der Erklärung des Außenministeriums vom Freitag wird "betont, dass die Regierung von Ministerpräsident Fumio Kishida bereit sein sollte, die Verantwortung für den Tod von Zivilisten, auch in den russischen Grenzregionen, zu übernehmen... (und) die bilateralen Beziehungen noch tiefer in eine gefährliche Sackgasse zu treiben. Solche Aktionen können nicht ohne ernsthafte Konsequenzen bleiben."
Der Generalstabschef der russischen Streitkräfte und Erste Stellvertretende Verteidigungsminister, General Waleri Gerassimow, äußerte sich am Freitag in einer //eng.mil.ru/en/news_page/country/more.htm?id=12469904@egNews">Videokonferenz mit General Liu Zhenli, dem Stabschef des Gemeinsamen Stabes der Zentralen Militärkommission Chinas, zuversichtlich über den Ausbau der militärischen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern und stellte fest: "Die Koordinierung zwischen Russland und der Volksrepublik China auf der internationalen Bühne hat eine stabilisierende Wirkung auf die Weltlage."
Chinesische Medien berichteten später, dass die beiden Generäle vereinbart haben, dass Russland (zum zweiten Mal) an der von China organisierten Übung Northern/Interaction-2023 teilnehmen wird, was auf einen neuen Rahmen für gemeinsame strategische Übungen zwischen China und Russland neben der gemeinsamen Luftpatrouille über dem Japanischen Meer und dem Ostchinesischen Meer durch ihre strategischen Bomber hindeutet. Am Dienstag fand übrigens die sechste gemeinsame Luftpatrouille dieser Art seit Beginn der Übung im Jahr 2019 statt.
Im Großen und Ganzen hat der Wandel in der japanischen Politik im vergangenen Jahr – enge Anlehnung an die USA in Bezug auf die Ukraine, Nachahmung der westlichen Sanktionen gegen Russland, Lieferung tödlicher Waffen an die Ukraine usw. – die russisch-japanischen Beziehungen ernsthaft beschädigt. Hinzu kommt, dass Japans Remilitarisierung mit amerikanischer Unterstützung und seine zunehmenden Beziehungen zur NATO (die sich auf den asiatisch-pazifischen Raum zubewegt) Tokio zu einem gemeinsamen Gegner von Moskau und Peking macht.
Die Notwendigkeit, diesen wiedererstarkten US-Klienten zurückzudrängen, wird in Moskau und Peking stark empfunden, was auch eine globale Dimension hat, da Russland und China davon überzeugt sind, dass Japan wie ein Stellvertreter der amerikanischen Dominanz in Asien agiert und sich westlichen Interessen unterordnet. In einer Kehrtwende ermutigt Washington nun seinerseits Japan aktiv dazu, eine selbstbewusste Regionalmacht zu sein, indem es seine verfassungsmäßigen Aufrüstungsbeschränkungen über Bord wirft. Es freut Washington, dass Japan eine langfristige Erhöhung der Verteidigungsausgaben um über 60 Prozent zugesagt hat.
Besorgniserregend für Moskau und Peking ist auch der Aufstieg revanchistischer Elemente – Überbleibsel aus Japans kaiserlicher Ära – in den obersten Rängen der Macht in der jüngsten Zeit. Natürlich leugnet Japan nach wie vor seine Gräueltaten während der brutalen Kolonisierung Chinas und Koreas und die schrecklichen Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkriegs.
Diese Entwicklung ähnelt frappierend dem, was in Deutschland geschieht, wo ebenfalls die Pro-Nazi-Elemente wieder einen Wohnsitz und einen Namen beanspruchen. Seltsamerweise steht eine deutsch-japanische Achse im Mittelpunkt der Strategien Washingtons gegen Russland und China in Eurasien und Nordostasien.
Die deutsche Bundeswehr weitet ihre Gefechtsübungen im Indischen und Pazifischen Ozean aus und wird im nächsten Jahr mehr Marine- und Luftwaffeneinheiten in den asiatisch-pazifischen Raum entsenden. In einem kürzlich erschienenen deutschen Bericht heißt es: "Die Intensivierung der deutschen Beteiligung an regionalen Manövern im asiatisch-pazifischen Raum findet zu einer Zeit statt, in der die Vereinigten Staaten rekordverdächtige Manöver in Südostasien durchführen, um ihre Kontrolle über die Region zu verstärken und China so weit wie möglich zu verdrängen."
Die Beweggründe Japans sind leicht nachzuvollziehen. Abgesehen vom japanischen Revanchismus, der die nationalistischen Gefühle schürt, ist Tokio davon überzeugt, dass eine Einigung mit Russland über die Kurileninseln weder jetzt noch jemals zu erwarten ist, was bedeutet, dass ein Friedensvertrag zur formellen Beendigung der Feindseligkeiten des Zweiten Weltkriegs nicht möglich sein wird. Zweitens sieht Japan Russland nicht mehr als "ausgleichende Kraft" in seinem gestörten Verhältnis zu China.
Drittens, und das ist der wichtigste Punkt, sieht Japan den Aufstieg Chinas als politische und wirtschaftliche Bedrohung an und rüstet daher rasch auf, was wiederum eine eigene Dynamik in Bezug auf die Veränderung seiner Machtposition in Asien und seine Integration in den Westen ("Globalisierung") auslöst. Dies führt unweigerlich dazu, dass die NATO in der asiatischen Machtdynamik gefördert wird, was einen tiefen Einschnitt in die nationalen Sicherheits- und Verteidigungsstrategien Russlands darstellt. Folglich haben sich die Hoffnungen, die die Strategen in Moskau in der Vergangenheit gehegt hatten, dass Japan aus der US-Umlaufbahn herausgelöst und zur Ausübung seiner strategischen Autonomie ermutigt werden könnte, in Luft aufgelöst.
In seinem Bestreben, Japan in den von den USA geführten "kollektiven Westen" zu integrieren, hat sich Premierminister Kishida wohl selbst übertroffen. Er verhält sich so, als sei er verpflichtet, loyaler zu sein als der König selbst. So landete Kishida am selben Tag, an dem Präsident Xi Jinping im März Moskau besuchte, in Kiew, von wo aus er an einem NATO-Gipfel teilgenommen und sich offen für die Einrichtung eines NATO-Büros in Tokio eingesetzt hat.
Im Anschluss daran empfing Kishida den NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Tokio und bot ihm eine Plattform, um China öffentlich vor dessen Haustür zu beschimpfen. Es gibt keine einfache Erklärung für ein solch exzessives Verhalten. Handelt es sich nur um ein ungestümes Verhalten oder ist es eine kalkulierte Strategie, um dem Aufstieg revanchistischer Elemente, die Kishida im japanischen Machtgefüge vertritt, Legitimität zu verschaffen?
Sicherlich ist Nordostasien jetzt eine Priorität für China und Russland, da sich ihre Interessen in der Region überschneiden. Die Ausweitung der NATO nach Asien und die starke Zunahme der amerikanischen Streitkräfteprojektion machen den Verteidigungsstrategen in Peking und Moskau klar, dass das Japanische Meer ein "gemeinsamer Hinterhof" für die beiden Länder ist, in dem ihre strategische Partnerschaft "ohne Grenzen" optimal sein muss. Chinesische Kommentatoren spielen nicht länger herunter, dass die russisch-chinesischen Militärbeziehungen "ein starkes Gegengewicht zu den hegemonialen Aktionen der USA darstellen.
Es ist durchaus denkbar, dass China und Russland irgendwann in naher Zukunft beginnen, Nordkorea als Protagonisten in ihrer regionalen Ausrichtung zu betrachten. Sie könnten sich nicht mehr verpflichtet fühlen, die von den USA verhängten Sanktionen gegen Nordkorea einzuhalten. Sollte dies der Fall sein, ergeben sich in der Tat zahlreiche Möglichkeiten. Die militärischen Beziehungen zwischen Russland und dem Iran haben den Präzedenzfall geschaffen.
Quelle: https://www.indianpunchline.com/asia-pacific-is-where-china-russia-no-limits-partnership-will-be-put-to-test/
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus
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