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Pepe Escobar: Der Räumungsbescheid wird gerade verfasst und kommt in vier Sprachen

Von PEPE ESCOBAR 24. November 2023 - übernommen von unz.com
27. November 2023

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Der Räumungsbescheid ist in Arbeit. Und er wird in vier Sprachen erscheinen. Russisch. Farsi. Mandarin. Und nicht zuletzt in Englisch.

Eine der großen Freuden des professionellen Schreibens ist es, immer von informierten Lesern bereichert zu werden. Diese "Ausschluss"-Einsicht   – die tausend geopolitische Abhandlungen wert ist   – wurde von einem meiner schärfsten Leser als Kommentar zu einer Kolumne geliefert.

Kurz gesagt, was wir hier haben, drückt einen tief empfundenen Konsens aus, nicht nur in Westasien, sondern auch in den meisten Breitengraden des globalen Südens und der globalen Mehrheit.

Das Undenkbare in Form eines Völkermords, der im dritten Jahrzehnt des Jahrtausends   – das ich in einem früheren Buch als die "Raging Twenties" ("Die Rasenden Zwanziger") bezeichnet habe   – live und in Echtzeit auf jedem Smartphone stattfand, hat wie ein Teilchenbeschleuniger gewirkt und die Herzen und Köpfe infiziert.

Diejenigen, die sich dafür entschieden haben, Westasien in Brand zu setzen, sehen sich bereits mit bösen Rückschlägen konfrontiert. Und das geht weit über die von den Führern des Globalen Südens ausgeübte Diplomatie hinaus.

Zum ersten Mal seit langem hat sich China durch Präsident Xi Jinping geopolitisch mehr als deutlich geäußert (ein wahrer Souverän kann sich nicht absichern, wenn es um Völkermord geht). Chinas unmissverständliche Position zu Palästina geht weit über die geoökonomische Routine der Förderung der Handels- und Transportkorridore der BRI hinaus.

Und das alles, während Präsident Putin die Entsendung humanitärer Hilfe nach Gaza als "heilige Pflicht" bezeichnete, was im russischen Code vor allem das militärische Spektrum einschließt.

Trotz aller Manöver und gelegentlicher Posen weiß praktisch jeder, dass die derzeitige UN-Konstruktion unheilbar verrottet und völlig unfähig ist, sinnvolle Friedensverhandlungen, Sanktionen oder Untersuchungen von Kriegsverbrechen durchzusetzen.

Die neue UNO, die im Entstehen begriffen ist, ist BRICS 11   – eigentlich BRICS 10, denn das neue trojanische Pferd Argentinien könnte in der Praxis nur eine marginale Rolle spielen, vorausgesetzt, es tritt am 1. Januar 2024 bei.

Die BRICS 10, angeführt von Russland und China, die beide von einem starken moralischen Kompass geleitet werden, haben ein offenes Ohr für die arabische Straße und die Länder des Islam. Vor allem auf ihr Volk, viel mehr als auf ihre Eliten. Dies wird im Jahr 2024 während des russischen Vorsitzes der BRICS ein wesentliches Element sein.

Auch wenn Sie nicht auschecken, müssen Sie gehen

Die derzeitige Tagesordnung im New Great Game besteht darin, die Vertreibung des Hegemons aus Westasien zu organisieren   – eine ebenso große technische wie zivilisatorische Herausforderung.

So wie es aussieht, ist das Kontinuum Washington-Tel Aviv bereits Gefangener seines eigenen Apparates. Dies ist kein Hotel Kalifornien; man kann nicht auschecken, wann man will, aber man wird gezwungen sein, zu gehen.

Das kann auf relativ sanfte Weise geschehen   – stellen Sie sich Kabul als Saigon-Remix vor   – oder, wenn es hart auf hart kommt, kann es zu einer Apokalypse Now auf See kommen, mit teuren eisernen Badewannen, die sich in unterseeische Korallenriffe verwandeln, und dem Untergang des CENTCOM und seiner AFRICOM-Projektion.

Entscheidend ist, wie der Iran   – und Russland   – Jahr für Jahr mit unendlicher Geduld die Meisterstrategie von General Soleimani gespielt haben, mit dessen Ermordung die "Rasenden Zwanziger" begannen.

Ein waffenloser Hegemon kann die "neue Achse des Bösen", Russland-Iran-China, nicht nur in Westasien, sondern überall in Eurasien, im asiatisch-pazifischen Raum und in ganz Afrika nicht besiegen. Die direkte Beteiligung/Normalisierung des Völkermordes hat nur dazu beigetragen, die fortschreitende, unvermeidliche Ausgrenzung des Hegemons aus den meisten Ländern des globalen Südens zu beschleunigen.

Und das alles, während Russland akribisch an der Integration des Schwarzen Meeres, des Kaspischen Meeres, der Ostsee (ungeachtet der finnischen Hysterie), der Arktis und des nordwestlichen Pazifiks arbeitet und China die Integration des Südchinesischen Meeres mit Hochdruck vorantreibt.

Xi und Putin sind begnadete Schach- und Go-Spieler   – und profitieren von hervorragenden Beratern vom Kaliber eines Patruschew und Wang Yi. Wenn China geopolitisches Go spielt, ist das eine Übung in Nicht-Konfrontation: Alles, was man tun muss, ist, die Bewegungsmöglichkeiten des Gegners zu blockieren.

Schach und Go, als diplomatisches Tandem, sind ein Spiel, bei dem man den Gegner nicht unterbricht, wenn er sich wiederholt selbst ins Knie schießt. Als zusätzlicher Bonus wird Ihr Gegner zum Feind von über 90 % der Weltbevölkerung.

All das wird dazu führen, dass die Wirtschaft des Hegemons schließlich zusammenbricht. Und dann kann er standardmäßig besiegt werden.

Westliche "Werte" unter den Trümmern begraben

Während Russland, insbesondere durch Lawrows Bemühungen, dem Globalen Süden/der Globalen Mehrheit ein zivilisatorisches Projekt anbietet, das sich auf eine gegenseitig respektierende Multipolarität konzentriert, bietet China durch Xi Jinping das Konzept einer "Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft" und eine Reihe von Initiativen an, die im Oktober auf dem Forum der Belt & Road Initiative (BRI) in Peking, bei dem Russland nicht zufällig Ehrengast war, ausführlich diskutiert wurden.

Eine Gruppe chinesischer Wissenschaftler umreißt den Ansatz kurz und bündig als "Schaffung/Förderung globaler Knotenpunkte für Beziehungen/Kommunikation und Plattformen für konkrete Zusammenarbeit/praktischen Austausch. Die Teilnehmer bleiben souverän, leisten einen Beitrag zum gemeinsamen Vorhaben (oder einfach nur zu bestimmten Projekten) und erhalten Vorteile, die sie bereit machen, weiterzumachen".

Es ist, als ob Peking als eine Art leuchtender Stern und Leitstern fungieren würde.

In scharfem Kontrast dazu stürzt das, was von der westlichen Zivilisation übrig geblieben ist   – die sicherlich nicht viel mit Montaigne, Pico della Mirandola oder Schopenhauer zu tun hat   –, zunehmend in ein selbst konstruiertes Herz der Finsternis (ohne Conrads literarische Größe) und wird mit dem wahren, unrettbar schrecklichen Gesicht des konformistischen, unterwürfigen Individualismus konfrontiert.

Willkommen im neuen Mittelalter, das durch die "Kill-Apps" des westlichen Rassismus ausgelöst wurde, wie der Wissenschaftler Shuchen Xiang, Professor für Philosophie an der Xidan-Universität, in seinem brillanten Buch "Chinese Cosmopolitanism" (Chinesischer Kosmopolitismus) darlegt.

Die "Killer-Applikationen" des westlichen Rassismus, schreibt Prof. Xiang, sind die Angst vor Veränderung, die Ontologie des bivalenten Dualismus, die Erfindung des "Barbaren" als rassisch Anderer, die Metaphysik des Kolonialismus und die unersättliche Natur dieser rassistischen Psychologie. All diese "Apps" explodieren jetzt in Westasien in Echtzeit. Die wichtigste Folge ist, dass das westliche "Werte"-Konstrukt bereits unter den Trümmern des Gazastreifens begraben ist.

Nun zu einem Lichtblick: Es lässt sich argumentieren   – und wir werden darauf zurückkommen   –, dass das orthodoxe Christentum, der gemäßigte Islam und verschiedene Strömungen des Taoismus/Konfuzianismus die Zukunft als die drei wichtigsten Zivilisationen einer gereinigten Menschheit einnehmen könnten.

Quelle: https://www.unz.com/pescobar/the-eviction-notice-is-being-written-and-will-come-in-four-languages/
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus

 

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