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Doctorow: Wie das russische Staatsfernsehen über die Gespräche zwischen Putin und Xi berichtet hat

Von Gilbert Doctorow 18.10.2023 - übernommen von gilbertdoctorow.com
18. Oktober 2023

Putin_XI.jpgWladimir Putin und Xi Jinping am 18. Oktober in Peking

Die Gespräche am zweiten und letzten Tag des Besuchs von Wladimir Putin in Peking führten zu keiner großen gemeinsamen Erklärung, weder zum anhaltenden heißen Konflikt zwischen der Hamas und Israel noch zum Ukraine-Krieg. In der Tat gab es heute keine gemeinsame Pressekonferenz. Zweifellos war der chinesische Präsident mit Gesprächen mit den anderen mehr als zwanzig Teilnehmern des feierlichen Forums zum 10-jährigen Bestehen der Belt and Road Initiative beschäftigt.

Stattdessen gab Wladimir Putin eine eigene Pressekonferenz, die auf dem Rasen vor seinem Anwesen stattfand. Es gab zahlreiche Fragen und einige sehr wichtige Antworten, darunter eine, mit der ich beginnen möchte: seine Bestätigung, dass Russland jetzt ständig in den neutralen Gewässern des Schwarzen Meeres mit Jets patrouilliert, die seine Kinzhal-Hyperschallraketen tragen. Diese haben angeblich eine Reichweite von 1.500 km und fliegen mit einer Geschwindigkeit von 9 Mach. Wenn ich richtig gerechnet habe, bedeutet dies, dass sie von der Südküste des Schwarzen Meeres aus jeden Teil der US-Trägerflotte erreichen und zerstören könnten, die nach der amerikanischen Regierung zum Schutz Israels im östlichen Mittelmeer geparkt ist. Diese Patrouillen wurden zwar nur beiläufig erwähnt, aber man kann wohl davon ausgehen, dass das Pentagon genau zugehört hat.

Hintergrund dieser Äußerungen war die Frage, wie Russland auf die ATACMS reagieren wird, die Washington an Kiew geliefert hat und die laut Zelensky gestern gegen Stützpunkte der russischen Luftwaffene eingesetzt wurden. Putins direkte Antwort darauf lautet, dass die ATACMS den Krieg nur verlängern und gleichzeitig die Vereinigten Staaten tiefer in den Ukraine-Konflikt hineinziehen würden.

Man fragt sich, ob diese Art von Antwort auch für Deutschland gelten wird, sollte es die TAURUS-Marschflugkörper an Kiew liefern und, wie der deutsche Politiker Roderich Kiesewetter gestern gegenüber Reportern sagte, den Ukrainern helfen, die Krim-Brücke zu zerstören.

In seiner Erklärung zu Beginn der Pressekonferenz sagte Wladimir Putin, dass er und Xi ihre Aufforderung an alle Seiten im Hamas-Israel-Krieg bekräftigten, einen sofortigen Waffenstillstand zu schließen und direkte Gespräche aufzunehmen. In seinen Telefongesprächen mit Benjamin Netanjahu und den Staats- und Regierungschefs der Golfstaaten vor zwei Tagen sei er sich sicher gewesen, dass niemand wolle, dass sich der Konflikt in der Region weiter ausbreite.

Putin sagte, dass er früher am Tag ein fast zweistündiges Einzelgespräch mit Xi geführt habe. Er bezeichnete es als produktiv und inhaltsreich, aber auch als vertraulich, so dass nicht mehr darüber gesagt werden kann. Anschließend fand eine längere Sitzung statt, bei der die Delegationen beider Seiten anwesend waren. Putin hatte alle wichtigen Minister der russischen Regierung sowie hochrangige Wirtschaftsvertreter aus den für die Entwicklung des russisch-chinesischen Handels wichtigsten Bereichen bei sich.

Die Nachmittagsausgabe von Sechzig Minuten interviewte mehrere dieser wichtigen russischen Teilnehmer und berichtete über mehrere Punkte, die es wert sind, hier wiederholt zu werden. Einer davon, von Finanzminister Siluanow, ist, dass 90 % des russisch-chinesischen Handels jetzt in den nationalen Währungen abgewickelt werden, natürlich zum größten Teil in Yuan. Die Abschaffung des Dollars an den Börsen bedeutet, dass Washington keine verwertbaren Informationen mehr darüber hat, wer was kauft und an wen verkauft. Wie wir von Putin selbst wissen, wird der Wert des bilateralen Handels bis zum Jahresende voraussichtlich 200 Milliarden Dollar übersteigen.

Eine weitere wertvolle Information, die in Sechzig Minuten ausgestrahlt wurde, war, dass die Getreideverkäufe nach China voraussichtlich 70 Millionen Tonnen erreichen werden, was fast 50 % der gesamten russischen Ernte in diesem Jahr ausmachen würde. Und Alexej Miller, Chef von Gazprom, sagte, dass China auf dem besten Wege sei, jährlich so viel Erdgas zu kaufen, wie Russland bisher nach Europa exportiert hat.

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Abgesehen von der Fernsehberichterstattung über Putins Besuch in China hat Sechzig MInuten auch einige Kommentare zu anderen Ereignissen abgegeben, die für die Leser in Europa und insbesondere in Deutschland von Interesse sein könnten. Die pikantesten Kommentare beziehen sich auf den gestrigen Kurzbesuch von Bundeskanzler Scholz in Tel Aviv. Er soll seinen israelischen Gastgebern gesagt haben, dass er gekommen sei, um die Solidarität Deutschlands mit Israel in dieser kritischen Zeit und seine Sorge um die Sicherheit Israels zu bekräftigen. Dies, so erklärte er weiter, sei eine natürliche Folge des deutschen Verantwortungsgefühls für den Holocaust.

Moderator Jewgeni Popow fragte rhetorisch:

"Und erinnern sich die Deutschen nicht an ihre Verantwortung für die Ermordung von 27 Millionen Sowjetbürgern im Zweiten Weltkrieg? Fühlen sie sich nicht dafür verantwortlich, die Sicherheit Russlands heute zu gewährleisten?"

Die andere Bemerkung in Bezug auf Scholz war der Schock, dass er in einem Flugzeug mit der Aufschrift "Luftwaffe" und dem Symbol des Eisernen Kreuzes in Israel ankam. Dies schien unter den gegebenen Umständen taktlos zu sein.

Zu Bidens Ankunft in Israel und seiner öffentlichen Erklärung gegenüber Netanjahu, dass er gekommen sei, um Amerikas Unterstützung für Israel zu zeigen, sagte der Sechzig Minuten-Moderator, dass Washington durch seine Ausrichtung auf eine Seite in dem Konflikt mit einem Schlag jede Rolle als möglicher Friedensstifter in der Region verwirkt habe. Dies steht in krassem Gegensatz zu Russland, das die Kommunikationslinien mit allen Seiten offengehalten hat.

Quelle: https://gilbertdoctorow.com/
Mit freundlicher Genehmigung von Gilbert Doctorow
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus
Hervorhebungen von seniora.org

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