Feindbild Trump

Es ist eine Kampagne, was denn sonst …
von Karl-Jürgen Müller
Karl Müller ist Mitarbeiter der Schweizer Wochenzeitung Zeit-Fragen.
16. Februar 2017
Nun schon seit Monaten werden die Bürger Europas, konzertiert mit Kräften aus den USA, mit einem Bombardement von Negativschlagzeilen, zuerst über den Kandidaten, dann den gewählten Präsidenten und nun auch den im Amt befindlichen US-Präsidenten Donald Trump überzogen. Interessant dabei ist, dass in Europa selbst nur wenige Gegenstimmen zu hören und zu lesen sind. Dabei ist es ganz offensichtlich eine Kampagne, die da niedergeht.

Das Ziel der Kampagne ist leicht zu erkennen. Die Politik des neuen US-Präsidenten passt nicht, sie passt ganz grundsätzlich nicht, und es soll verhindert werden, dass die Bürger Europas gründlich nachdenken und ihre bisherigen Machthaber ablösen … vielleicht sogar so etwas wie Demokratie aufbauen.

Die Kräfte hinter der Kampagne nehmen sehr ernst, was Donald Trump in seiner Antrittsrede gesagt hat. Sie fürchten um ihre bisherige Machtstellung und schießen deshalb aus allen Rohren.

Die «Früchte» dieser Machtstellung hat Europa, hat die Welt in den vergangenen mehr als 100 Jahren erleben können: Hunderte Millionen von Opfern von Kriegen und Revolutionen, krasse soziale Ungerechtigkeit, kulturelle Entwurzelung. Lüge statt Wahrheit … Feindbild statt Zusammenarbeit. Ab und zu wird an die Brutalität und absolute Skrupellosigkeit dieser Kräfte erinnert, und als Durchschnittsmensch fragt man sich: Wie ist es möglich, dass Menschen mit einer derart verbrecherischen Gesinnung und mit so viel Blut an den Händen weiter vor die Kameras treten können und sich dazu aufschwingen, nach wie vor von «Werten» zu sprechen? Mir dreht sich jeweils der Magen um.

Zu dieser Machtstellung gehören künstlich erzeugte Konflikte und Kriege, und es ist nicht nur der «militärisch-industrielle Komplex», der davon zu profitieren glaubt. Die Menschheit soll sich beugen und dienstbar sein, Menschen, die stören, sollen auf die Schlachtbank geführt werden.

Und je weniger es gelingt, dass andere Kulturkreise das Joch länger tragen, desto enger werden die Daumenschrauben dort, wo die nötigen Machtmittel noch vorhanden zu sein scheinen.

Kampagnen wie die gegen Donald Trump haben eine sozialpsychologische Seite. Sie sind eine Form des Terrorismus und sollen Angst und Schrecken erzeugen: nur nicht in die Schusslinie kommen. Was geschieht mit mir, wenn offenbar wird, dass ich eigentlich auch finde, dass es hier nicht mehr um die Sache geht, sondern um eine Kampagne mit politischen Zielen? Wie reagieren meine Freunde und Kollegen? Stehe auch ich bald am Pranger? …

Kampagnen sind ein Mittel des Totalitarismus, aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Stalinismus sind sie wohl bekannt und eingehend untersucht. Die Frage, warum Massenmörder bejubelt werden, stellt sich immer wieder erneut. Da ist ein Oben und Unten im Gefühl, der Wunsch, unbedingt dazugehören zu wollen, weil auf der anderen Seite nur der Abgrund droht. Eine Form von Autosuggestion, die große Teile der Wirklichkeit ausblendet … weil der Mensch überleben will.

Kampagnen sind ein Angriff auf die Demokratie. Wenn der Mensch nicht mehr frei denken und frei reden darf, dann wird die Demokratie zerstört. Demokratie muss die Menschen ermutigen, die Meinung frei zu äußern, sich ungehindert zu informieren, Meinungsvielfalt als Reichtum zu empfinden. Auch die Politik von Donald Trump bedarf eines ernsthaften Für und Wider, einer ergebnisoffenen Debatte; gründlich, ehrlich, an der Sache und an Werten orientiert, die tatsächlich Werte sind.

Gibt es ein Gegengift? Es kann Kraft geben und mutig machen, sein Herz für die Gesichter des Widerstandes zu öffnen. Es kann Kraft geben und mutig machen, sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun. Leider haben wir es nicht nur mit «des Kaisers neuen Kleidern» zu tun. Der Angriff auf die Demokratie, der Terrorismus des «Establishments» und dessen Totalitarismus sind real. Ob es noch Sinn macht, die Dinge beim Namen zu nennen, ist offen. Aber was bleibt denn sonst, wenn man Mensch sein will?

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