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Die Katatrophe von Remscheid

1988 stürzt ein US-Kampflugzeug A10 Thunderbolt auf eine deutsche Stadt.
Von Veronika Wolf
15. November 2018
Vollbepackt mit toxischem Material verursacht es eine riesige Explosion mit Leid und Langfristschäden ungeahnten Ausmasses  – weit über die Stadt und das Land hinaus. Dazu ist 2014 ein beeindruckendes Buch erschienen. Die Autorin  – eine Augenzeugin des Absturzes  – schrieb uns kurz vor der Verjährung ein Mail.

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Das Titelbild stellt das brennende Flugzeug des 8.12.1988 dar. Es wurde gemalt von Thiemo W. (6 J.), an dessen Fenster die amerikanische A-10 kurz vor dem Aufprall vorbeigerast war.

Von: Veronika Wolf <Veronika-Wolf@gmx.de>; Gesendet: Montag, 12. November 2018 07:34

 Sehr geehrter Herr Wahl,

durch Zufall sehe ich Ihre Webseite "Seniora" - herzlichen Dank für die vielen guten Informationen!

Seit nunmehr 30 Jahren recherchiere ich zu den Folgen des Absturzes des amerikanischen Kampfflugzeuges A 10 Thunderbolt in ein Wohngebiet in Remscheid (08.12.1988). Damals starben sieben Menschen sofort, viele waren schwerverletzt, auf 250m brannte die Straße - die Folgen sind immer noch nicht aufgedeckt.

Im Zeichen des Kalten Krieges kann man davon ausgehen, dass die A10 (wie allerdings auch heute noch) mit Urangeschossen bestückt war, dass das Flugzeug mit uranhaltigen Trimmgewichten ausgerüstet und dass eine Luft-Boden-Lenkwaffe "Maverick" mit brisanter Hohlladung an Bord war. Darüber hinaus führten natürlich Explosion und Brand des Flugzeuges von Häusern, Fabriken, Fahrzeugen befeuert von 20.000 Liter JP8-Brennstoff zu einer enormen toxischen Belastung für die betroffenen Anwohner.

Ich wohnte damals mit meinen vier kleinen Söhnen in dem betroffenen Gebiet, nach langen (erzwungenen) Untersuchungen war irgendwann klar, dass die Böden verseucht und die Stadtgesellschaft auseinandergebrochen war - über viele Jahre wurden die Menschen, die sich um Aufklärung bemühten, denunziert und die Brisanz dieser Katastrophe heruntergespielt. Viele Betroffenen im Gebiet sind bereits verstorben, Remscheid hat eine hohe Krebserkrankungerate und ggü dem Bundesgebiet eine erhöhte Kinderkrebsrate. Damals wurden auch vermehrt behinderte Kinder geboren. Wir selber sind auch krank geworden, meine Söhne litten an Lungenemphysemen, Leukämie und ich an Hautkrebs.

Eine epidemiologische Studie gibt's natürlich nicht, wir tragen selber die Fakten zusammen. Derzeit schreibe ich an meiner Dissertation zur Fragestellung, welche Gefährdung im Absturzgebiet heute noch vorhanden ist. Das wäre die erste wissenschaftliche Studie zum Thema.

2014 habe ich ein Buch über die Zusammenhänge geschrieben "Schweigende Stadt", der Titel weist leider deutlich auf die Situation, niemand spricht - und wir wissen bis heute nicht, was tatsächlich passiert ist. Maulkörbe und ein Mantel des Schweigens liegt über dieser Geschichte. Vergeblich habe ich in den letzten Jahren versucht, investigative Journalisten oder Filmemacher für das Thema zu gewinnen - umsonst. Durch Akteneinsichten in die Unterlagen der Ministerien kann ich heute ein sehr genaues Bild der Vorgänge zeichnen, vor allem mit welcher Intensität das Thema unter den Tisch gekehrt wurde - unter der Überlegung, dass wenn klar wird, dass die Bevölkerung durch Überflüge munitionierter militärischer Übungen gefährdet ist, "..der Tiefflug weltweit auf dem Spiel steht", so der damalige zuständige Gesundheitsminister. Das Risiko ist heute durch die gestiegenen militärischen Flugbewegungen enorm vergrößert.

Warum schreibe ich Ihnen?

Vielleicht könnten Sie einen Hinweis auf mein Buch auf Ihre Webseite stellen, gerne auch mit Leseprobe. Auf der anderen Seite könnte ich mir vorstellen, dass Journalisten aus der Schweiz das Thema vielleicht noch einmal aufnehmen könnten. Oder gibt es eine Organisation, die sich mit den gesundheitlichen Folgen der Verwendung der Uranmunition beschäftigt? Ärztegruppen, Epidemiologen, die an einer Studie Interesse haben könten? Völkerrechtler, Friedensforscher, die vielleicht das Thema interessieren könnte - denke, dass es aus der Schweiz heraus leichter sein könnte? 

Am 8.12. dieses Jahres wird der Absturz und damit die Folgen endgültig verjähren.

Herzliche Grüße und weiterhin Erfolg.

M.Re. Veronika Wolf
Emilienstraße 38
42287 Wuppertal
veronika-wolf@gmx.de
M. 0173 2915624
Tel. 0202 69372609

Dieser Mail liegt eine Leseprobe meines Buches "Schweigende Stadt - Tatsachenroman über Katastrophe des 8. Dezembers 1988 in Remscheid" bei. Das Taschenbuch (9,95 €) ist über veronika-wolf@gmx.de sowie in allen deutschen Buchhandlungen bestellbar (ISBN 978-3-00-047485-9), E-Book Tolino + Amazon (2,99 €)
www.flugzeugabsturz-remscheid.de
Facebook: Bürgerinitiative Absturz

Moritz Wolf hat eine Arbeit geschrieben
http://www.flugzeugabsturz-remscheid.de/sites/FLA/files/Die_Katastrophe_von_Remscheid_Jahresarbeit%20Moritz%20Wolf.pdf