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Von Peter Hänseler 07.12.2024 - übernommen von voicefromrussia.ch
8. Dezember 2024

Peter Hänseler: Trump droht BRICS  – grundlos. Diplomatie geht anders.


Trump als Dompteur mit Zuckerbrot und Peitsche schreckt auch vor BRICS nicht zurück. Aber: Fehlende Kompetenz kann zum globalen Risiko werden.
Geschrei ohne Grundlagen  – Donald Trump übt Peitsche

Ein Präsident läuft sich warm und droht BRICS

Trumps Drohung

Vor ein paar Tagen liess sich der Deal-Maker, der bald ins Weisse Haus einziehen wird, das erste Mal zu BRICS aus:

Die Vorstellung, dass die BRICS-Staaten versuchen, sich vom Dollar zu lösen, während wir tatenlos zusehen, ist VORBEI. Wir verlangen von diesen Ländern eine Zusage, dass sie weder eine neue BRICS-Währung schaffen noch eine andere Währung unterstützen werden, um den mächtigen US-Dollar zu ersetzen.

Andernfalls werden sie mit 100 % Zoll belegt und sollten sich vom Verkauf in die wunderbare US-Wirtschaft verabschieden. Sie können sich einen anderen „Sucker“ [Trottel] suchen! Es besteht keine Chance, dass die BRICS-Staaten den US-Dollar im internationalen Handel ersetzen, und jedes Land, das dies versucht, sollte sich von Amerika verabschieden.

Wir haben bereits mehrfach über Donald Trump geschrieben und in unserem Artikel «US-Wahlen entscheiden über Krieg oder Frieden» als einen «begnadeten Verkäufer mit Defiziten» bezeichnet. Seine Butterbrot-und-Peitsche-Strategie ist nicht neu. Sie funktioniert jedoch nur dann, wenn die Peitsche oder die Aussicht darauf die nötige Angst hervorruft und die grundsätzliche Argumentation Hand und Fuss hat. An beidem mangelt es hier.

Abwendung vom US-Dollar ist eine Reaktion   – keine Aktion

Der Grund, warum BRICS eine «ohne-Dollar-Strategie» fährt, haben die USA gesetzt. Nachdem Henry Kissinger nach dem bewussten Bruch des Bretton-Woods-Abkommens 1971 durch die USA, das als «Schliessen des Goldfensters» schöngeredet wurde, den Petrodollar erfand, wurden so gut wie alle Rohstoffe dieser Welt in US-Dollar gehandelt, was den USA ein exorbitantes Privileg einbrachte. Mit dem Erhalt der Reservewährungsstatus konnten die USA ihren Haushalt automatisch und billig refinanzieren.

Das war den USA jedoch nicht genug. Sie setzten den US-Dollar immer stärker und rücksichtsloser als Waffe ein. Länder, Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen, welche sich nach der Meinung der USA nicht pfleglich verhielten, wurden ohne irgendwelche Verfahren, die auf international anerkanntem Recht beruhten, völlig willkürlich vom US-Dollar abgeschnitten und somit praktisch vom internationalen Handel.

Das machte viele Länder   – zu Recht   – argwöhnisch. Als die Amerikaner   – die EU und sogar die Schweiz zogen sofort mit   – die Devisenreserven der russischen Zentralbank im März 2022 zuerst einfroren und ab diesem Jahr sogar stahlen (wenigstens die Erträge daraus), wandten sich viele Länder des Globalen Südens dergestalt vom US-Dollar ab, indem sie   – wenn immer möglich   – den US-Dollar im Aussenhandel mieden und ihre Reserven in US-Dollar abbauten.

Das Umgehen des US-Dollars durch viele Länder haben somit die USA allein zu verantworten; es ist eine Reaktion auf ein illegales Verhalten des Hegemonen. BRICS hat sich somit keineswegs aggressiv verhalten, sondern stellt sich auf die von den USA geschaffene Situation ein.

Das Ergebnis zeigt sich eindrücklich ab 2022. Interessant in diesem Zusammenhang ist der Umstand, dass wir keine Daten fanden, welche die Situation 2023 resp. 2024 zeigten. Will man das nicht zeigen?


Quelle: Bloomberg

Der US-Dollar zerfällt   – ungeeignet als Reservewährung

Neben der Risikobewertung, welche BRICS zu diesem Schritt richtiggehend zwangen, gibt es jedoch auch handfeste ökonomische Überlegungen, die ein Meiden des US-Dollars als Investment sinnvoll erscheinen lassen.  

Der US-Dollar wird zwar immer als stark bezeichnet und dazu der US Dollar Index (DKY) «Dixie» zitiert. Dieser Index zeigt jedoch die Stärke des US-Dollars im Vergleich zu anderen Währungen (Yen, Euro, Britisches Pfund, Kanadischer Dollar, Schwedische Krone und Schweizer Franken) und ist somit ein relativer Wert.

Quelle: Statista

Nimmt man jedoch Gold als Richtschnur, so sieht es anders aus.


Quelle: Von Greyerz Gold

Die Gründe dafür sind banal: Man gibt mehr aus, als man einnimmt und lässt jene, welche den US-Dollar als Reservewährung halten (müssen), die Zeche zahlen.

Die Geldmenge M1 erhöhte sich seit 1971 stetig und explodierte richtiggehend ab 2020. Gelddrucken entwertet eine Währung.

Geldmenge M1   – Quelle: FRED   – Federal Reserve Bank of St. Louis

Die US-Schulden explodieren seit Jahrzehnten und stehen aktuell bei über 35 Billionen. Jeder Präsident verspricht die Schulden zu senken. Seit Präsident Reagan   – als er sein Amt antrat betrugen die Schulden 0.75 Billionen   – verdoppelte jeder Präsident nach ihm den Schuldenberg.

Schulden absolut   – Quelle: FRED   – Federal Reserve Bank of St. Louis

Ronald Reagan schaffte es, die Schulden auf 30% des Bruttosozialproduktes zu senken. Jetzt betragen sie 212%   – das sind Werte einer Bananenrepublik.

Die Kosten, welche die USA für den Schuldendienst pro Jahr ausgeben, betragen seit 2023 über eine Billion.


https://www.visualcapitalist.com/u-s-debt-interest-payments-reach-1-trillion/

Das ist mehr als die USA für ihr Militär ausgeben. Gesamthaft betrugen die Einnahmen des Bundes 2023 USD 4,4 Billionen, ausgegeben wurden jedoch USD 6,1 Billionen. Das Defizit betrug somit USD 1,7 Billionen.


Quelle: https://www.cbo.gov/publication/59730

Ein grosser Teil der Schulden muss in den nächsten Jahren refinanziert werden. In Folge kann man davon ausgehen, dass die reinen Zinskosten in den nächsten Jahren auf USD 1,5   – 2 Billionen pro Jahr anwachsen werden.

Donald Trumps Drohung mit 100% Zöllen

Donald Trump scheint Gefallen an Zöllen zu haben. Er setzte dieses Instrument bereits in seiner ersten Amtsperiode ein und kündigte jetzt sogar an, mit diesen Einnahmen den Haushalt der USA sanieren zu wollen.

Beispiel: Nehmen wir an, ein Auto aus China, das in den USA verkauft wird, ist mit einem Einfuhrzoll von 100% belegt. Kaufpreis ab China: USD 25’000.- plus Zoll von USD 25’000.- führt zu einem Verkaufspreis in den USA von USD 50’000.-.

Der amerikanische Konsument bezahlt somit USD 50’000.- für ein Produkt, das eigentlich USD 25’000.- kosten würde. Der Autokäufer wird begeistert sein, denn er ist es, welcher über den Tisch gezogen wird. Weiters sind solche Zölle äusserst inflationstreibend, weil die betroffenen Produkte eine Inflation von 100% erfahren.

Kurzfristig werden die amerikanischen Autohersteller durch diese Zölle einen Vorteil haben, da ihre Produkte nicht mit Zöllen belegt sind. Man nimmt somit Wettbewerbsdruck von den Mitbewerbern. Konkurrenz jedoch ist essentiell für die stetige Verbesserung von Produkten.

Unter Druck stehende Produzenten müssen permanent nach Wegen suchen, Produkte effizienter herzustellen. Fällt dieser Zwang weg, so wird sich das Preis-Leistungsverhältnis verschlechtern. Zölle schaden somit dem Produktionsstandort USA ungemein, da er damit den Anschluss an die Konkurrenz schnell verliert.

Die Drohungen von Donald Trump entbehren somit jeglicher Grundlage, da sich nicht etwa der Globale Süden vom US-Dollar abwandte, sondern die USA Länder des Globalen Südens, vor allem Russland, aus dem US-Dollar gedrängt haben sowie die Währungsreserven eingefroren bzw. bereits gestohlen haben.

Weiter sollte man als Hüter der Weltreservewährung anders haushalten als dies den USA eigen ist. Betrachtet man die oben aufgeführten Kennzahlen dieser Währung, so muss man sich fragen, warum es überhaupt noch Länder gibt, welche sie als Reserve halten. Das Argument, dass der US-Dollar im Vergleich mit anderen Währungen stärker sei, ist ein Scheinargument, da die anderen Währungen noch schlechter sind als der US-Dollar und der US-Dollar den Bewertungsbonus einer Leitwährung aufweist. Ohne ihn wäre der US-Dollar am Ende.

Trumps Verhalten birgt Risiken   – andere zeigen wie es geht

Donald Trump spielt den starken Mann   – das überrascht niemanden. Mit seinen Aussagen versucht er, die Adressaten seiner Drohungen für den Fall mit äusserst negativen Folgen einzuschüchtern, dass sich diese nicht nach amerikanischen Interessen richten.

Das mag bei erfolgreich sein bei Menschen mit einer westlichen Mentalität. Gegenüber Mentalitäten, welche im Globalen Süden vorherrschen, erachte ich die Erfolgsaussichten dieser Strategie jedoch nicht nur als nicht zielführend ein, sondern als kontraproduktiv.

BRICS ist keine Idee, die von Mitgliedern umgesetzt werden könnte. BRICs beruht auf Tatsachen und auf Überzeugungen. Trotz der äusserst widrigen Umstände, welche die Entwicklung dieser Organisation seit spätestens 2022 begleiten, schaffte sie es, ihren Einfluss durch Wachstum ihrer Mitglieder- und Partnergrösse und Implementierung vieler Funktionalitäten im Handelsbereich systematisch auszubauen. Dies ist ein erstaunliches Ergebnis, denn der Kreis der Mitglieder und Partner ist äusserst heterogen und zwischen vielen dieser Parteien gab es zum Teil Differenzen, welche andernorts durchaus geeignet wären, in militärische Konflikte zu münden (China-Indien). Die Fähigkeit der einzelnen Parteien dieser Organisation   –auch unter Vermittlung anderer Mitgliedstaaten   – diese Probleme zu deeskalieren und aufs diplomatische Parkett zu verweisen, sind äusserst beeindruckend.

Man hütet sich davor, Aussagen in Ton und Inhalt zu formulieren, welche die weitere Kommunikation unter den Parteien erschweren oder gar ausschliessen. Dafür pflegt man einen respektvollen, diplomatischen und schlicht anständigen Ton untereinander

«Analena Baerbock   – die Dreifaltigkeit aus Dummheit, Bildungsfreiheit und Impertinenz»

Trump ist beileibe nicht der einzige westliche Vertreter, welcher sich in Sachen Kommunikation wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt. In Europa etwa sticht Frau Baerbock heraus, welche offensichtlich ihre Kommunikation ihrem Bildungs- und Kompetenzniveau anpasst und zur Dreifaltigkeit des diplomatischen Schreckens wird, das selbst die Chinesen vor ein paar Tagen sich veranlasst sahen, eine gemeinsame Pressekonferenz in Peking abzusagen. Es ist praktisch unmöglich, einen chinesischen Diplomaten dermassen zu erzürnen   – Frau Baerbock brachte das fertig.

Analena Baerbock   – die Dreifaltigkeit aus Dummheit, Bildungsfreiheit und Impertinenz

Der Tag wird kommen, wo dieses Verhalten dazu führen wird, dass Länder wie China und Russland Ländern wie Deutschland mitteilen werden, mit diesen Personen nicht mehr kommunizieren zu wollen.

Fazit

Die Strategie Trumps gegenüber BRICS ist in mehrfacher Hinsicht unrichtig und unklug: Er beklagt sich über einen Umstand, welchen die USA zu verantworten haben. Man kann seine Währung nicht als Weltwährung anpreisen und dann einen Teil dieser Welt von dieser Währung ausschliessen. Die Konsequenz ist, dass nicht nur die Ausgeschlossenen, sondern auch andere geopolitische Risikoüberlegungen anstellen, welche dazu führen, dass man diese als Waffe genutzte Währung meidet.

«Die USA   – ein kaufwütiges Dummerchen, das seine Shoppinglust auslebt und seine Rechnungen nicht bezahlt»

Weiter hat man als Hüter der Weltwährung auch eine Verantwortung, nämlich die Verantwortung, diese Währung zu hüten, das heisst ihren Wert zu erhalten. Die USA verhalten sich jedoch seit der Einführung von Bretton-Woods wie ein kaufwütiges Dummerchen, das seine Shoppinglust auslebt und seine Rechnungen nicht bezahlt. Ein weiterer Grund, warum viele Länder des Globalen Südens ihr Erspartes lieber in Gold anlegen als im US-Dollar.

Letztlich trägt die Strategie der Drohung möglicherweise gegenüber westlichen Partnern Früchte. Gegenüber dem Globalen Süden, speziell Asien, ist ein solches Verhalten kontraproduktiv. Das ist ein Grund dafür, warum sich Sergei Lawrow seit Jahrzehnten in Asien einen hervorragenden Ruf erworben hat. Man kann in der Sache konsequent sein, dies jedoch auf eine Art kommunizieren, dass man sich auch später erneut in die Augen schauen kann. Das zweistündige Interview mit Tucker Carlson ist einmal mehr Zeugnis für Lawrows Genialität: Er tänzelte wie eine Ballerina um Tucker herum, platzierte alle seine Argumente und liess den Herold von Donald Trump mit leeren Händen und der klaren Botschaft nach Amerika zurückkehren: Der Ball liegt bei Ihnen, Mr. President, wir haben unendlich viel Zeit.   – So geht Diplomatie.

 


Quelle: Voicefromrussia.ch - Mit freundlicher Genehmigung übernommen