Nach NATO-Kriegs-Club in München: High Noon in Washington.
Die Bedrohung lebt wieder auf. Sie besteht in einer möglichen Verständigung zwischen dem noch im Amt befindlichen amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Die Lage ist komplett verrückt und macht deutlich, um was es derzeit geht. In den letzten Jahrzehnten hat der NATO-Westen alles unternommen, Russland kirre zu machen. Wohin das führt, hat der amerikanische Präsident vor wenigen Tagen in seiner berühmt-famosen Pressekonferenz deutlich gemacht. Es droht eine unvergleichliche, nukeare Auslöschung der Menschheit. Da setzt Präsident Trump an und darf noch von Verständigung und Abkehr dieses Schreckensszenarios reden.
Noch, denn die amerikanischen Wortführer bei der Kriegskonferenz in München haben ihm schon seinen Sicherheitsberater und General a. D. Michael Flynn geradezu weggeschossen. Seit dem Abendessen mit Präsident Putin Ende 2015 in der Moskauer Neuen Manege war er für die McCains und Grahams aus Washington der leibhaftige "Gott-sei-bei-uns". Das republikanisch-demokratische Kriegsestablishment sieht seine Felle dahinschwimmen.
Das muss unter allen Umständen verhindert werden und da erwies sich der US-Geheimdienstapparat als ungewöhnlich willfährig und selbst gegen einen amerikanischen Präsidenten verwendbar. Die ganze Welt kann jetzt ihr Schicksal davon abhängig machen, wer sein Nachfolger wird und ob es dem Washingtoner Kriegsestablishment gelingt, Präsident Trump nach wenigen Wochen einzumauern.
High noon in Washington
Das, was wir derzeit in Washington sehen, ist uns aus dem Kino bekannt. Jeder anständige Western hatte die große Filmszene auf der staubigen Main Street. Nur einer überlebte letztlich und das zeigt bis heute den Mechanismus amerikanischer Macht: "show down with shoot out." Diesmal geht es nicht gegen den deutschen Kaiser Wilhelm II, Saddam Hussein oder andere. Die bisherige amerikanische Politik hat zu einem Dilemma geführt. Es geht um die Macht in Amerika und nach den Gesetzmäßigkeiten des amerikanischen Western heißt die Frage: Präsident Donald Trump oder Senator John McCain. Wir könnten uns in Deutschland, Europa oder sonstwo beruhigt zurücklehnen und das ablaufende amerikanische Super-Spiel betrachten.
Tatsache ist aber, dass der Aufmarsch gegen Russland hinter dem "digitalen Vorhang" zwischen Narwa und Odessa nicht nur in vollem Gange ist sondern nach britischen Presseberichten innerhalb der nächsten zwei Jahre zum Krieg gegen Russland führen könnte. In der Western-Bildsprache bedeutet das nichts Gutes für uns. Nach dem dreißigjährigen Krieg, den napoleonischen Kriegen und den beiden Weltkriegen steht uns wieder ein Schlachtfeld ins Haus, das den Menschen in Europa keine Chance gibt. Zieht McCain den Colt schneller, dürfte es um uns geschehen sein und wenn es "nur" um den Bau der neuen transkontinentalen Mauer zwischen Narwa und Odessa mit allen sich daraus ergebenenden Folgen für das westeuropäische Kolonialgebiet unter amerikanischer Oberhoheit geht.
Donald Trump: dead or alive
Die Kriegskonferenz in München wurde ihrem Namen voll gerecht. Der Westen tat sich durch das hervor, was er in einer Zeit der "einzig verbliebenen Supermacht" oder "der scheinenden Stadt auf dem Hügel", sprich Amerika, am besten kann: Hetze. Die Welt war vor einigen Jahren wie vom Donner gerührt, als über einen konzertierten Angriff bedeutender amerikanischen Pressekonzerne im Stile der von Präsident Trump so genannten "Lügenmedien" der russische Präsident Putin plötzlich zu einer globalen Unperson umgewidmet wurde.
Das hat in Deutschland alleine schon deshalb nicht so richtig verfangen, weil wir in unserer Geschichte diese Erfahrung auch schon machen durften. Jetzt ist aber der Eindruck bei den abendlichen Kampfsendungen von CNN und BBC ein dramatisch anderer. Man hat sich gegen Präsident Putin offenkundig nur warmgelaufen, um den eigenen Präsidenten zur Wahrung der Macht des Kriegsestablishments fertigmachen zu können.
Das hat es zu unserer Lebzeit noch nicht gegeben und ist so etwas wie eine späte Rache des Kaisers Wilhelm II. Das System hat auf den Selbst-Zerstörungsmodus geschaltet. Nichts, worüber wir uns freuen sollten.
Weitere Beiträge in dieser Kategorie
- Bhadrakumar: Ukraine: Die USA legen nach, Russland bleibt cool
- Doctorow auf dem Weg nach Petersburg
- Alastair Crooke: Wird sich der Zionismus selbst zerstören?
- Der neue Entwurf des WHO-Pandemievertrags legt einen Schleier über die wahren Absichten
- Die USA umwerben den entfremdeten NATO-Verbündeten Türkei
- Israel ringt mit seinem "Suez-Moment"
- Doctorow: Was Sie über den iranischen Angriff auf Israel wissen müssen, aber nicht in Ihren Mainstream-Nachrichten finden werden
- Bhadrakumar: US-Diplomatie gewinnt an Zugkraft im Nahen Osten
- Russland und China skizzieren die Zukunft, während die Welt den nächsten Schritt des Iran abwartet
- Ist der Westen hoffnungslos vom "Satanismus" überwältigt, wie russische Medien suggerieren?
- Doctorow: Europas sinkende Wirtschaft
- Bhadrakumar: Der Gaza-Krieg endet. Wird Biden einen Nobelpreis bekommen?
- Brutaler, chaotischer Krieg – Normen, Konventionen und Verhaltensregeln werden ausgelöscht
- Pepe Escobar: Der Mechanismus: Wie die auf frei erfundenen Regeln basierende "Ordnung" in Barbarei abgleitet
- Biden wendet sich mit Blick auf die Finanzstabilität an Xi Jinping
- Doctorow: Redefreiheit in Frankreich? Denken Sie noch einmal nach...
- Feuer und Eis: Wie wird Amerika scheitern?
- Doctorow: Aktuelles zum Krokus-Terroranschlag
- Alastair Crooke: Die Gräueltat im Krokus Konzertsaal: Kein Weg zurück
- Das Überleben der Ukraine steht auf dem Spiel
- Was sagen die Russen jetzt über die Organisatoren und die Täter des Massakers im Krokus-Konferenzzentrum?
- Macrons Psychospielchen, um den geplatzten Ballon einer "geopolitischen EU" in der Luft zu halten
- Der Terroranschlag in Moskau dürfte auch außenpolitische Folgen haben
- Doctorow: Aktuelle Informationen über das Massaker im Krokus-Konferenzzentrum