„Das letze Abendmahl“ von Obama – eine explosionsfähige Botschaft
Alexander Sosnowski: Wir haben einen Abschiedsbesuch von Barack Obama erwartet und stattdessen haben wir das Letzte Abendmahl von Da Vinci bekommen. Fast alle Staatsmänner und -Frauen der G7 sind dabei gewesen.
Willy Wimmer:
Es fällt natürlich zunächst mal auf, dass der amerikanische Präsident nicht in das europäische Zentrum nach Brüssel gekommen ist. Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen, sich von dem politischen Westeuropa in angemessener Weise zu verabschieden und jeder wäre auch mit der Wahl dieses Ortes einverstanden gewesen. Bei dem Treffen in Berlin fällt natürlich auf, dass man sich im hohen Maße antieuropäisch verhalten hat, denn die Osteuropäischen Staaten gehören doch schließlich auch zu der Europäischen Union. Das war ein Signal, wie es schlimmer nicht sein kann. Das wird Empfindlichkeiten hervorrufen, die wir dann als Deutsche wieder auszubaden haben. Das ist die verhängnisvolle Politik, die aus Berlin betrieben wird und zwar eine Politik, mit der weite Teile des deutschen Volkes überhaupt nicht einverstanden sind. Wir wollen mit unseren Nachbarn in guter Nachbarschaft und nicht in einer Konfrontationssituation leben.
Alexander Sosnowski: Kann man das so sehen, dass Barack Obama nach Deutschland kam, um nicht nur mit Angela Merkel, sondern auch mit anderen Staatsoberhäuptern über eine gewisse Freigabe durch die USA zu sprechen, dass Deutschland beispielsweise emanzipierter wird?
Willy Wimmer:
Ich würde schon alleine deshalb nicht zu solchen Überlegungen greifen – und auch nicht dazu kommen – weil die Bundeskanzlerin bei der Pressekonferenz, wenn ich das richtig gehört habe, die allgemeine Botschaft für Deutschland ausgegeben hat: Deutschland ist auf Gedeih und Verderb an die amerikanische Außenpolitik gekoppelt. Das hat die Bundeskanzlerin gestern in aller Deutlichkeit so formuliert. Grade was die außenpolitischen Beziehungen anbetrifft. Schlimmer kann man sich ja nicht an ein anderes Land ketten. Es ist überhaupt kein Geheimnis, dass man gute Beziehungen zu den Vereinigten Staaten haben will. Aber die Vereinigten Staaten sind, in der Verfassung in der sie sich zur Zeit befinden – und das schon seit geraumer Zeit, mindestens seit 20 Jahren – eine Gefahr für die internationale Sicherheit. Wenn man dann das eigene Land dermaßen an ein Sicherheitsrisiko koppelt, dann ist das im hohen Maße gefährlich. Jetzt scheint der neue amerikanische Präsident Donald Trump das substantiell ändern zu wollen.
Für uns Europäer ist es dabei wichtig, dass davon die Beziehungen zwischen den USA und Russland betroffen sein werden. Was bedeutet es für das Schicksal Europas, wenn die Bundeskanzlerin sich dafür ausspricht, den Kurs der Konfrontation gegenüber Russland beizubehalten? Dieser Kurs hat uns an den Rand eines Krieges mit unserem Nachbarvolk, den Russen, geführt. Will Merkel den Bruch mit Amerika, weil Trump die Politik demokratischer US-Präsidenten nicht fortsetzen könnte? Warum setzt die Bundeskanzlerin sich nicht dafür ein, daß der NATO-Generalsekretär, Herr Stoltenberg, seinen Rücktritt als europäisches Zeichen des guten Willens gegenüber Russland, erklärt?
Alexander Sosnowski: Es ging gerade durch die Ticker, dass Frau Merkel am Sonntag eine Pressekonferenz geben wird. Was meinen Sie hat sie zu verkünden, weitere vier Jahre oder ein Rückzieher?
Willy Wimmer:
Ich gehe davon aus, dass bis zum Sonntag Abend das deutsche Volk in allgemeiner Schockstarre verharrt. Und sich natürlich immer in Richtung Uckermark verneigt, in der Hoffnung, dass die geneigte Kanzlerin das Richtige zum deutschen Volk sagt. Die einen stellen sich zur Wahl und die anderen zur Abwahl, das ist nunmal das Schicksal im politischen Leben.
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