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BRICS  – Fakten und Zahlen

Die Zahlen von BRICS beeindrucken bereits in seiner heutigen Grösse. Betrachtet man die Länder, welche formelle Beitrittsgesuche eingereicht haben oder Interesse an einem Beitritt bekundet haben, so wird man sich des potentiellen Einflusses dieser Organisation bewusst.  – Analyse
Peter Hänseler/Denis Dobrin  – 20.10.2024  – übernommen von Voice from Russia

Im ersten Teil unserer diesjährigen BRICS-Serie beschrieben wir das geopolitische Umfeld, in welchem sich BRICS zur Zeit befindet und sich zu entwickeln versucht. Dieses Umfeld hat sich seit dem vergangenen BRICS-Gipfel in Südafrika, welcher im letzten August stattfand, zum Schlechten verändert.

Die Folge davon ist, dass sich BRICS nicht frei entwickeln kann, da einerseits die Entscheide   – vor allem der USA   – bezüglich den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten, die Situation in den Finanzmärkten und schliesslich die Wahlen in den USA schwerwiegende Konsequenzen für die gesamte Welt haben werden. Andererseits werden die Entscheide von BRICS bezüglich Aufnahme von neuen Mitgliedern und einer Einführung einer Währung (unwahrscheinlich) oder eines Zahlungs- und Abrechnungssystem (wahrscheinlich) ebenfalls grossen Einfluss auf die geopolitische Gesamtsituation haben.

Dieser Artikel befasst sich mit den Zahlen und Fakten des Ist-Zustands dieser Organisation, den Zahlen inklusive Aufnahmekandidaten (BRICS+) sowie einem Ausblick mit Zahlen inklusive interessierter Länder (BRICS++). In einem Nachfolgeartikel behandeln wir dann das Thema einer neuen Währung bzw. eines neuen Zahlungs- und Abrechnungssystems.

Ist-Zustand BRICS

Vorbemerkungen

Neben den fünf Gründungsmitgliedern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wurden per 1. Januar 2024 der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Äthiopien BRICS aufgenommen. Ebenfalls aufgenommen wurden Argentinien und Saudi-Arabien. Argentinien zog seinen Beitritt zurück. Saudi-Arabien zog seinen Beitritt nicht zurück, hat bis jetzt jedoch die Beitrittsdokumente noch nicht unterzeichnet, da es offensichtlich unter grossem Druck von Seiten der USA steht. Wir haben uns dazu in unserem Beitrag «Pflichtlektüre: BRICS   – das Jahrhundertprojekt» bereits geäussert. Saudi-Arabien ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die USA BRICS tatsächlich einschätzt, nämlich als eine grosse Gefahr für ihre Hegemonie. Saudi-Arabien ist nach Russland die Nummer 3 bezüglich weltweiter Erdölförderung (11.9%). Wir haben Saudi-Arabien aus der Mitgliederliste entfernt und in die Liste der Aufnahmekandidaten zurückgestuft.

Karte

Quelle: VoicefromRussia

Zahlen

Wir stellen in unserem Zahlenmaterial BRICS der G7 und der gesamten Welt gegenüber, damit man ein Gefühl für die Verhältnisse bekommt. Die Paramater, welche wir verwenden sind Bevölkerung, BIP (Kaufkraftbereinigt), Ölproduktion, Gasproduktion und Goldproduktion.

Quelle: VoicefromRussia

Das Bruttosozialprodukt zeigen wir kaufkraftbereinigt. Wenn Sie den US-Dollar als Massstab für das BIP verwenden, wird die wirtschaftliche Kraft eines Landes verfälscht: Falls man die finanzielle Schlagkraft realistisch messen möchte, spielt es eine grosse Rolle, ob z.B. ein Big Mac in US-Dollar an einem Ort doppelt so viel kostet wie anderswo. Der sogenannte Big Mac Index ist Grund genug, beim Vergleich von BIP-Zahlen die kaufkraftbereinigten Zahlen zu verwenden. Der Grund, warum westliche Medien die nicht bereinigten Zahlen verwenden, ist reines Marketing, um die Abwertung des US-Dollars zu verschleiern und ihn stärker erscheinen zu lassen, als er ist.

Graphiken

Die Zahlen graphisch dargestellt   – Quelle: VoicefromRussia.

Zwischenresultat

Alle Faktoren zeigen, dass BRICS die G7 weit übertreffen, und es scheint unverständlich, dass der Westen diese Tatsache einfach unterdrückt. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart Fakten, die den Eindruck der nackten Zahlen verstärken.

Einordnung der Zahlen

Ölproduktion

Bei der Bewertung der Ölförderzahlen sollten die folgenden zusätzlichen Fakten berücksichtigt werden:

Erstens: Obwohl die USA mit einem Anteil von rund 18% an der Weltproduktion immer noch der grösste Ölproduzent der Welt sind, verbrauchen sie mit einem Anteil von über 20% auch am meisten Öl. Somit sind die USA derzeit nicht einmal in der Lage, ihren eigenen Verbrauch zu decken. Dieser Umstand allein ist ein zwingender Grund für die USA, etwa Saudi-Arabien unter Druck zu setzen, um einen BRICS-Beitritt zu verhindern.

Zweitens: Die grossen ölproduzierenden Mitglieder von BRICS haben einen grossen Einfluss oder sogar die Kontrolle über die OPEC. Da BRICS dadurch auch die OPEC beherrscht und somit den Preis und die Verteilung eines grossen Teils des Öls kontrolliert, kann von einer (indirekten) Monopolstellung von BRICS gesprochen werden.  

Drittens: Die Produktionskosten für US-Öl betragen ein Mehrfaches verglichen mit den Produktionskosten in BRICS-Staaten.

Diese Faktoren verstärken somit die Machtstellung von BRICS betreffend Öl noch weiter.

Erdgas

In Bezug auf Erdgas ist anzumerken, dass mit dem Beitritt des Irans zu BRICS die beiden grössten Erdgasproduzenten der Welt gemeinsam Mitglieder von BRICS sind: Russland und der Iran.

Der grösste Nicht-BRICS-Gasproduzent ist das (noch) mit den USA verbündete Katar. BRICS ist somit auch in Bezug auf Erdgas ein echtes Machtzentrum.

Gold

In Bezug auf Gold sollte kurz erwähnt werden, dass China und Russland die Nummer 1 bzw. 2 bei der weltweiten Goldproduktion sind. Ich erwähne Gold hier, weil die Chancen gut stehen, dass Gold irgendwann wieder eine wichtige Rolle in zukünftigen Geldsystemen spielen wird   – dazu äussern wir uns im nächsten Artikel.

Weitere Zahlen

Gemäss Aussagen von Präsident Putin vom 18. Oktober 2024, welche wir in unserem Beitrag «Vier Tage bis zur Eröffnung von BRICS   – zwei Termine des russischen Präsidenten an einem Tag» besprochen haben, sind weitere Zahlen zu BRICS von Bedeutung:

  • BRICS steht für 39 Prozent der Industrieproduktion der Welt, im Vergleich dazu die G7 nur noch für 31 Prozent.

  • BRICS erzeugt 44 Prozent der Weltweizenproduktion, die G7 lediglich 19 Prozent.

  • Bei Reis lauten die Zahlen: BRICS 54 Prozent, 2,4 Prozent G7.

  • Bei der Erzeugung wichtiger Rohstoffe sehen die Zahlen so aus: BRICS produziert 74 Prozent des Aluminiums, die G7 fünf Prozent. Bei Palladium lauten die Werte: 77 zu 7 zugunsten von BRICS.

Formelle Aufnahmegesuche   – BRICS+

Ein grosser Vorbehalt

Aufgrund der von uns in Teil 1 beschriebenen geopolitischen Situation lässt sich BRICS und Russland als der diesjährige Vorsitzende auch bezüglich der Kandidatenliste nicht in die Karten schauen. Von offizieller Seite erhält man keine Listen. Somit hat mein Freund und Partner Denis Dobrin in mühevoller Kleinstarbeit die folgende Liste zusammengetragen, welche der Realität nahekommt. Es gibt auch Länder, welche letztes Jahr unbedingt beitreten wollten, ihr Gesuch jedoch zurückgezogen haben. Algerien etwa, wurde zwar Mitglied der BRICS-Bank (NDB), hat sein Gesuch um formellen Beitritt zu BRICS anfangs Oktober aber zurückgezogen. Es ist somit alles im Fluss.

Kandidaten

Aserbaidschan, Bahrain, Bangladesch, Bolivien, Kuba, Kuweit, Malaysia, Pakistan, Palästina, Senegal, Syrien, Thailand, Türkei, Venezuela und Weissrussland haben formell um Beitritt gebeten.

Green: BRICS (grün/gelb Saudi Arabia)   – Gelb: formelle Beitrittsgesuche

Figures

Graphiken

Die Zahlen graphisch dargestellt   – Quelle: VoicefromRussia.

BRICS wird Wasserstrassen und Rohstoffe dominieren

Abgesehen von den reinen Zahlen, die aus der Tabelle und den Graphiken für sich selbst sprechen, möchte ich die Aufmerksamkeit auf die Karte richten. Dabei fällt auf, dass BRICS-Mitglieder und Aufnahmekandidaten viele wichtige Handelswege kontrollieren. Malaysia etwa kontrolliert die Strasse von Malakka. Diese Meerenge verbindet den Indischen Ozean mit dem Pazifik. 30% aller globalen Handelswaren passieren diese Meerenge. Ägypten kontrolliert den Suez-Kanal, durch den 12 Prozent des Welthandels geleitet werden. Durch die Meerenge von Hormus werden 21% weltweiten Erdöls und 20% des weltweiten Erdgases transportiert. Wir haben im ersten Artikel festgehalten, dass sich BRICS von einer Wirtschaftsvereinigung zu einer geopolitischen Grösse entwickelt. Schaut man sich an, wie BRICS die Handelswege auf dem Meer dominieren wird und gleichzeitig Rohstoffe beherrscht, so muss man davon ausgehen, dass der Kollektive Westen unter der Führung der USA wirklich alles unternehmen wird, um dieses Resultat zu verhindern oder wenigsten zu verlangsamen. Dabei haben wir noch gar nicht über den kürzesten, schnellsten und billigsten Seeweg von Asien nach Europa gesprochen: Der nördliche Seeweg von Europa nach Fernost. 

Der nördliche Seeweg: Quelle

Spezialfall Türkei

Das Beitragsgesuch der Türkei ist ein geopolitischer Donnerschlag, den es jedoch einzuordnen gilt. Die Türkei ist NATO-Mitglied und verfügt in Europa über die mit Abstand schlagkräftigste Armee. Weiter ist die Türkei ein sogenannter «Dialogpartner» der SCO. Präsident Erdogan wird nach Kazan reisen und es sollen drei separate persönliche Gespräche mit Präsident Putin, Präsident Xi und Präsident Modi anberaumt sein. Da die NATO gegen Russland in der Ukraine Krieg führt, schliesse ich es geradezu aus, dass die Türkei als Vollmitglied aufgenommen wird. Erdogan ist unter finanziellem Druck   – der Türkei geht es nicht gut   – und er ist bekannt dafür, die ungeheuer wichtige geographische Lage der Türkei am Bosporus in seinen Händeln gnadenlos auszunutzen. Dies scheint er mit diesem Schachzug einmal mehr zu tun. Mit seiner Nähe zu BRICS und den Gesprächen mit Putin, Xi und Modi setzt er den Westen wohl unter Druck. Der gnadenlose Händler Erdogan wird diesen Coup wohl dazu nutzen, von den USA etwas zu erhalten   – ich tippe auf Geld.

Die Gruppe, welche an einer BRICS-Mitgliedschaft Interesse angemeldet haben

Vorbemerkungen

Die folgenden Datensätze können nur als groben Blick in die Glaskugel charakterisiert werden. Das Interesse vieler Länder, BRICS beizutreten ist immens, aber die in unserem letzten Artikel erörterten geopolitischen Faktoren, schaffen ein Umfeld, das nur mit dem Wort prognosefeindlich beschrieben werden kann. Die folgenden Zahlen sind somit als grobe Richtschnur einer zukünftigen Entwicklung von BRICS zu sehen.

Map 

Grün: BRICS 10   – Gelb: formelle Anträge auf Mitgliedschaft   – Blau: Länder, die Interesse zeigen

Zahlen

Graphiken

Die Zahlen graphisch dargestellt   – Quelle: VoicefromRussia.

Fazit

BRICS hat im letzten August seine Mitgliederzahl von fünf auf zehn (9) erhöht und überflügelt G7 bereits bei allen wichtigen Parametern, welche wirtschaftliche Stärke definiert. Wir sind ziemlich sicher, dass nicht alle formellen Anmeldungen nächste Woche in Kazan berücksichtigt werden. Ich wäre sogar ganz und gar nicht überrascht, falls überhaupt keine neuen Vollmitglieder aufgenommen würden, sondern ein Partnerstatus eingeführt würde, anstatt die neuen Mitglieder sofort aufzunehmen. Eine Explosion der Anzahl Mitglieder macht zwar auf dem Papier einen grossen Eindruck, führt jedoch auch zu immensen logistischen Problemen, wenn man bedenkt, in wie vielen Berichten diese Organisation eine Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern anstrebt und die volle Integration der im letzten August aufgenommenen Mitgliedern Zeit und Energie in Anspruch nimmt. Der russische Präsidentschaftsberater Yuri Ushakov äusserte sich im März 2024 in diesem Sinne und erwähnte die Schaffung einer speziellen Kategorie «Partner». Es wäre vermessen, mehr Prognosen zu machen   – am 24. Oktober wissen wir mehr.

Im ersten Teil unserer diesjährigen BRICS-Serie beschrieben wir das geopolitische Umfeld, in welchem sich BRICS zur Zeit befindet und sich zu entwickeln versucht. Dieses Umfeld hat sich seit dem vergangenen BRICS-Gipfel in Südafrika, welcher im letzten August stattfand, zum Schlechten verändert.

Die Folge davon ist, dass sich BRICS nicht frei entwickeln kann, da einerseits die Entscheide   – vor allem der USA   – bezüglich den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten, die Situation in den Finanzmärkten und schliesslich die Wahlen in den USA schwerwiegende Konsequenzen für die gesamte Welt haben werden. Andererseits werden die Entscheide von BRICS bezüglich Aufnahme von neuen Mitgliedern und einer Einführung einer Währung (unwahrscheinlich) oder eines Zahlungs- und Abrechnungssystem (wahrscheinlich) ebenfalls grossen Einfluss auf die geopolitische Gesamtsituation haben.

Dieser Artikel befasst sich mit den Zahlen und Fakten des Ist-Zustands dieser Organisation, den Zahlen inklusive Aufnahmekandidaten (BRICS+) sowie einem Ausblick mit Zahlen inklusive interessierter Länder (BRICS++). In einem Nachfolgeartikel behandeln wir dann das Thema einer neuen Währung bzw. eines neuen Zahlungs- und Abrechnungssystems.

Ist-Zustand BRICS

Vorbemerkungen

Neben den fünf Gründungsmitgliedern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wurden per 1. Januar 2024 der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Äthiopien BRICS aufgenommen. Ebenfalls aufgenommen wurden Argentinien und Saudi-Arabien. Argentinien zog seinen Beitritt zurück. Saudi-Arabien zog seinen Beitritt nicht zurück, hat bis jetzt jedoch die Beitrittsdokumente noch nicht unterzeichnet, da es offensichtlich unter grossem Druck von Seiten der USA steht. Wir haben uns dazu in unserem Beitrag «Pflichtlektüre: BRICS   – das Jahrhundertprojekt» bereits geäussert. Saudi-Arabien ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die USA BRICS tatsächlich einschätzt, nämlich als eine grosse Gefahr für ihre Hegemonie. Saudi-Arabien ist nach Russland die Nummer 3 bezüglich weltweiter Erdölförderung (11.9%). Wir haben Saudi-Arabien aus der Mitgliederliste entfernt und in die Liste der Aufnahmekandidaten zurückgestuft.

Karte

Quelle: VoicefromRussia

Zahlen

Wir stellen in unserem Zahlenmaterial BRICS der G7 und der gesamten Welt gegenüber, damit man ein Gefühl für die Verhältnisse bekommt. Die Paramater, welche wir verwenden sind Bevölkerung, BIP (Kaufkraftbereinigt), Ölproduktion, Gasproduktion und Goldproduktion.

Quelle: VoicefromRussia

Das Bruttosozialprodukt zeigen wir kaufkraftbereinigt. Wenn Sie den US-Dollar als Massstab für das BIP verwenden, wird die wirtschaftliche Kraft eines Landes verfälscht: Falls man die finanzielle Schlagkraft realistisch messen möchte, spielt es eine grosse Rolle, ob z.B. ein Big Mac in US-Dollar an einem Ort doppelt so viel kostet wie anderswo. Der sogenannte Big Mac Index ist Grund genug, beim Vergleich von BIP-Zahlen die kaufkraftbereinigten Zahlen zu verwenden. Der Grund, warum westliche Medien die nicht bereinigten Zahlen verwenden, ist reines Marketing, um die Abwertung des US-Dollars zu verschleiern und ihn stärker erscheinen zu lassen, als er ist.

Graphiken

Die Zahlen graphisch dargestellt   – Quelle: VoicefromRussia.

Zwischenresultat

Alle Faktoren zeigen, dass BRICS die G7 weit übertreffen, und es scheint unverständlich, dass der Westen diese Tatsache einfach unterdrückt. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart Fakten, die den Eindruck der nackten Zahlen verstärken.

Einordnung der Zahlen

Ölproduktion

Bei der Bewertung der Ölförderzahlen sollten die folgenden zusätzlichen Fakten berücksichtigt werden:

Erstens: Obwohl die USA mit einem Anteil von rund 18% an der Weltproduktion immer noch der grösste Ölproduzent der Welt sind, verbrauchen sie mit einem Anteil von über 20% auch am meisten Öl. Somit sind die USA derzeit nicht einmal in der Lage, ihren eigenen Verbrauch zu decken. Dieser Umstand allein ist ein zwingender Grund für die USA, etwa Saudi-Arabien unter Druck zu setzen, um einen BRICS-Beitritt zu verhindern.

Zweitens: Die grossen ölproduzierenden Mitglieder von BRICS haben einen grossen Einfluss oder sogar die Kontrolle über die OPEC. Da BRICS dadurch auch die OPEC beherrscht und somit den Preis und die Verteilung eines grossen Teils des Öls kontrolliert, kann von einer (indirekten) Monopolstellung von BRICS gesprochen werden.  

Drittens: Die Produktionskosten für US-Öl betragen ein Mehrfaches verglichen mit den Produktionskosten in BRICS-Staaten.

Diese Faktoren verstärken somit die Machtstellung von BRICS betreffend Öl noch weiter.

Erdgas

In Bezug auf Erdgas ist anzumerken, dass mit dem Beitritt des Irans zu BRICS die beiden grössten Erdgasproduzenten der Welt gemeinsam Mitglieder von BRICS sind: Russland und der Iran.

Der grösste Nicht-BRICS-Gasproduzent ist das (noch) mit den USA verbündete Katar. BRICS ist somit auch in Bezug auf Erdgas ein echtes Machtzentrum.

Gold

In Bezug auf Gold sollte kurz erwähnt werden, dass China und Russland die Nummer 1 bzw. 2 bei der weltweiten Goldproduktion sind. Ich erwähne Gold hier, weil die Chancen gut stehen, dass Gold irgendwann wieder eine wichtige Rolle in zukünftigen Geldsystemen spielen wird   – dazu äussern wir uns im nächsten Artikel.

Weitere Zahlen

Gemäss Aussagen von Präsident Putin vom 18. Oktober 2024, welche wir in unserem Beitrag «Vier Tage bis zur Eröffnung von BRICS   – zwei Termine des russischen Präsidenten an einem Tag» besprochen haben, sind weitere Zahlen zu BRICS von Bedeutung:

  • BRICS steht für 39 Prozent der Industrieproduktion der Welt, im Vergleich dazu die G7 nur noch für 31 Prozent.

  • BRICS erzeugt 44 Prozent der Weltweizenproduktion, die G7 lediglich 19 Prozent.

  • Bei Reis lauten die Zahlen: BRICS 54 Prozent, 2,4 Prozent G7.

  • Bei der Erzeugung wichtiger Rohstoffe sehen die Zahlen so aus: BRICS produziert 74 Prozent des Aluminiums, die G7 fünf Prozent. Bei Palladium lauten die Werte: 77 zu 7 zugunsten von BRICS.

Formelle Aufnahmegesuche   – BRICS+

Ein grosser Vorbehalt

Aufgrund der von uns in Teil 1 beschriebenen geopolitischen Situation lässt sich BRICS und Russland als der diesjährige Vorsitzende auch bezüglich der Kandidatenliste nicht in die Karten schauen. Von offizieller Seite erhält man keine Listen. Somit hat mein Freund und Partner Denis Dobrin in mühevoller Kleinstarbeit die folgende Liste zusammengetragen, welche der Realität nahekommt. Es gibt auch Länder, welche letztes Jahr unbedingt beitreten wollten, ihr Gesuch jedoch zurückgezogen haben. Algerien etwa, wurde zwar Mitglied der BRICS-Bank (NDB), hat sein Gesuch um formellen Beitritt zu BRICS anfangs Oktober aber zurückgezogen. Es ist somit alles im Fluss.

Kandidaten

Aserbaidschan, Bahrain, Bangladesch, Bolivien, Kuba, Kuweit, Malaysia, Pakistan, Palästina, Senegal, Syrien, Thailand, Türkei, Venezuela und Weissrussland haben formell um Beitritt gebeten.

Green: BRICS (grün/gelb Saudi Arabia)   – Gelb: formelle Beitrittsgesuche

Figures

Graphiken

Die Zahlen graphisch dargestellt   – Quelle: VoicefromRussia.

BRICS wird Wasserstrassen und Rohstoffe dominieren

Abgesehen von den reinen Zahlen, die aus der Tabelle und den Graphiken für sich selbst sprechen, möchte ich die Aufmerksamkeit auf die Karte richten. Dabei fällt auf, dass BRICS-Mitglieder und Aufnahmekandidaten viele wichtige Handelswege kontrollieren. Malaysia etwa kontrolliert die Strasse von Malakka. Diese Meerenge verbindet den Indischen Ozean mit dem Pazifik. 30% aller globalen Handelswaren passieren diese Meerenge. Ägypten kontrolliert den Suez-Kanal, durch den 12 Prozent des Welthandels geleitet werden. Durch die Meerenge von Hormus werden 21% weltweiten Erdöls und 20% des weltweiten Erdgases transportiert. Wir haben im ersten Artikel festgehalten, dass sich BRICS von einer Wirtschaftsvereinigung zu einer geopolitischen Grösse entwickelt. Schaut man sich an, wie BRICS die Handelswege auf dem Meer dominieren wird und gleichzeitig Rohstoffe beherrscht, so muss man davon ausgehen, dass der Kollektive Westen unter der Führung der USA wirklich alles unternehmen wird, um dieses Resultat zu verhindern oder wenigsten zu verlangsamen. Dabei haben wir noch gar nicht über den kürzesten, schnellsten und billigsten Seeweg von Asien nach Europa gesprochen: Der nördliche Seeweg von Europa nach Fernost. 

Der nördliche Seeweg: Quelle

Spezialfall Türkei

Das Beitragsgesuch der Türkei ist ein geopolitischer Donnerschlag, den es jedoch einzuordnen gilt. Die Türkei ist NATO-Mitglied und verfügt in Europa über die mit Abstand schlagkräftigste Armee. Weiter ist die Türkei ein sogenannter «Dialogpartner» der SCO. Präsident Erdogan wird nach Kazan reisen und es sollen drei separate persönliche Gespräche mit Präsident Putin, Präsident Xi und Präsident Modi anberaumt sein. Da die NATO gegen Russland in der Ukraine Krieg führt, schliesse ich es geradezu aus, dass die Türkei als Vollmitglied aufgenommen wird. Erdogan ist unter finanziellem Druck   – der Türkei geht es nicht gut   – und er ist bekannt dafür, die ungeheuer wichtige geographische Lage der Türkei am Bosporus in seinen Händeln gnadenlos auszunutzen. Dies scheint er mit diesem Schachzug einmal mehr zu tun. Mit seiner Nähe zu BRICS und den Gesprächen mit Putin, Xi und Modi setzt er den Westen wohl unter Druck. Der gnadenlose Händler Erdogan wird diesen Coup wohl dazu nutzen, von den USA etwas zu erhalten   – ich tippe auf Geld.

Die Gruppe, welche an einer BRICS-Mitgliedschaft Interesse angemeldet haben

Vorbemerkungen

Die folgenden Datensätze können nur als groben Blick in die Glaskugel charakterisiert werden. Das Interesse vieler Länder, BRICS beizutreten ist immens, aber die in unserem letzten Artikel erörterten geopolitischen Faktoren, schaffen ein Umfeld, das nur mit dem Wort prognosefeindlich beschrieben werden kann. Die folgenden Zahlen sind somit als grobe Richtschnur einer zukünftigen Entwicklung von BRICS zu sehen.

Map 

Grün: BRICS 10   – Gelb: formelle Anträge auf Mitgliedschaft   – Blau: Länder, die Interesse zeigen

Zahlen

Graphiken

Die Zahlen graphisch dargestellt   – Quelle: VoicefromRussia.

Fazit

BRICS hat im letzten August seine Mitgliederzahl von fünf auf zehn (9) erhöht und überflügelt G7 bereits bei allen wichtigen Parametern, welche wirtschaftliche Stärke definiert. Wir sind ziemlich sicher, dass nicht alle formellen Anmeldungen nächste Woche in Kazan berücksichtigt werden. Ich wäre sogar ganz und gar nicht überrascht, falls überhaupt keine neuen Vollmitglieder aufgenommen würden, sondern ein Partnerstatus eingeführt würde, anstatt die neuen Mitglieder sofort aufzunehmen. Eine Explosion der Anzahl Mitglieder macht zwar auf dem Papier einen grossen Eindruck, führt jedoch auch zu immensen logistischen Problemen, wenn man bedenkt, in wie vielen Berichten diese Organisation eine Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern anstrebt und die volle Integration der im letzten August aufgenommenen Mitgliedern Zeit und Energie in Anspruch nimmt. Der russische Präsidentschaftsberater Yuri Ushakov äusserte sich im März 2024 in diesem Sinne und erwähnte die Schaffung einer speziellen Kategorie «Partner». Es wäre vermessen, mehr Prognosen zu machen   – am 24. Oktober wissen wir mehr.


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