Attentat auf Donald Trump: Wie konnte das nur passieren?
Der Schock über den Mordversuch sitzt tief. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS/Takayuki Fuchigami
(Red.)Wir dürfen gespannt sein, wie lange diese Stellungnahme noch online ist. Die Frage von Herrn Smith in diesem Artikel ist keine Frage, es ist eine Aussage: Auf dem Dach des Schützen war kein Agent des Secret Service postiert, weil das ganze Szenario genau so geplant war - nur hat der Schütze versagt. Auch das hat einen Grund: man musste einen hinstellen, der keinen militärischen Hintergrund hat, der zurückverfolgt werden hätte können. "Plausible deniability" nennt man das: Das war keiner von uns, sonst hätte er auf diese Entfernung nicht daneben geschossen. Dass er nach den Schüssen nichts mehr "zu Protokoll" hätte geben können, dafür war ja gesorgt...(am)
Wie konnte das passieren? Diese Frage drängt sich nach dem Attentat auf Donald Trump auf. Schließlich wird er als Ex-Präsident und Präsidentschaftskandidat rund um die Uhr von Sicherheitsleuten bewacht.
Greg Smith hat das Attentat auf Donald Trump mit eigenen Augen beobachtet. Und er will den Schützen gesehen haben – Minuten, bevor er auf Trump schoss. Wie er der BBC erzählte, haben er und seine Freunde abseits der Tribüne gestanden. Etwa fünf Minuten, nachdem Trump zu sprechen begonnen hatte, hätten sie einen Mann auf dem Dach eines etwa 15 Meter entfernten Gebäudes herumkriechen sehen. "Er hatte ein Gewehr, wir konnten deutlich ein Gewehr sehen."
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vor 4 Stunden von Sabrina Schäfer
Er und seine Begleiter hätten daraufhin versucht, die Polizei zu alarmieren. "Wir zeigten auf ihn, während die Polizei herumrannte. Wir sagten: 'Hey Mann, da ist ein Typ mit einem Gewehr auf dem Dach!', aber die Polizei wusste nicht, was los war."
Augenzeuge: "Warum haben sie ihn nicht von der Bühne geholt?"
Drei oder vier Minuten lang sei das so gegangen, berichtete Smith. Vermutlich hätten die Sicherheitskräfte den Schützen wegen der Dachneigung nicht sehen konnten. "Ich dachte mir: 'Warum spricht Trump immer noch, warum haben sie ihn nicht von der Bühne geholt... Und dann fielen fünf Schüsse."
Trump wurde am Ohr getroffen, er blutete leicht. Sofort umringten ihn seine Sicherheitsleute, legten ihn auf den Boden, bildeten eine Menschenkette, halfen ihm wieder auf, brachten ihn in Sicherheit. Trump wird 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, von Mitarbeitern des Secret Service begleitet, einer Bundesbehörde, die Heimatschutzministerium unterstellt ist. Dieser Schutz steht allen ehemaligen Präsidenten zu. Seit einer Reform unter Barack Obama im Jahr 2012 sogar nicht mehr nur zehn Jahre nach Ende der Präsidentschaft, sondern ihr Leben lang.
Die örtlichen Begebenheiten bei Trumps Wahlkampfauftritt in Butler. © dpa/Grafik: P. Massow, Redaktion: J. Schneider
Wie der ehemalige Secret-Service-Agent Tim Miller dem Sender CBS vergangenes Jahr erklärte, hängt der Umfang der Sicherheitsvorkehrungen davon ab, wie der Geheimdienst die Bedrohungslage aufgrund seiner Informationen bewertet. Die Gefahr für Trump schätzt er wesentlich größer ein als bei anderen Ex-Präsidenten. "Schauen Sie sich George W. Bush an, er ging [nach Ende seiner Amtszeit; Anm. d. Red.] auf seine Ranch, sein Vater ging nach Kennebunkport, und sie lebten von da an ein relativ unauffälliges Leben", so Miller. Trump hingegen steht weiterhin in der Öffentlichkeit, erst recht, seit er wieder Präsidentschaftskandidat der Republikaner ist.
Secret-Service-Chefin muss Rede und Antwort stehen
Wie viele von Trumps Wahlkampfauftritten fand auch der am Samstag in Butler County in Pennsylvania im Freien statt, auf offener Wiese. Es gab nur wenige umliegende Gebäude. Zu diesen Veranstaltungen kommen Tausende, manchmal Zehntausende. Entsprechend hoch ist das Sicherheitsaufgebot.
Die Frage, wie der Schütze dennoch von Sicherheitskräften unbemerkt auf das Dach kommen konnte, ist bohrend, und wird die USA noch intensiv beschäftigen. "Meine Frage ist: Warum ist der Secret Service nicht auf all diesen Gebäuden?", stellt Augenzeuge Greg Smith sie im Gespräch mit der BBC direkt ins Mikrofon. Und auch James Comer, der Vorsitzende des Kongressausschusses für Aufsicht und Rechenschaft, formuliert sie noch am Samstagabend, mit seinen Mitteln: Er hat Kimberley Cheatly, die Direktorin des Secret Service, für den 22. Juli zu einer Kongressanhörung vorgeladen.
Verwendete Quellen:
- BBC vom 14.7.24: "Witness says he saw gunman on roof near Trump rally"
- CBS vom 16.4.23: "Secret Service protection for Donald Trump is different than for other ex-presidents"
- Post des Oversight Committee auf X vom 13.7.24
- dpa
Aktualisiert am 14.07.2024, 11:54 Uhr
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist bei einem Attentat während einer Wahlkampfveranstaltung durch einen Schuss am Ohr verletzt worden. Augenzeugen schildern den Moment - einige Besucher hielten die Schüsse zunächst für Feuerwerk.
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