Andrew Napolitano&Alastair Crooke: Wird es Krieg im Libanon geben?
Andrew Napolitano:
Hallo zusammen, hier ist Judge Andrew Napalitano für Judging Freedom. Heute ist Montag, der 29. Juli 2024. Nach zwei fantastischen Wochen in Italien bin ich wieder zu Hause und freue mich, dass Alastair Crooke heute Morgen bei uns ist und über die Geschehnisse im Libanon berichtet.
Alastair, willkommen hier, mein Freund, willkommen zurück in der Sendung. Es gibt so viel zu besprechen. Ich habe mir zwei der dramatischsten Wochen der modernen amerikanischen Geschichte ausgesucht, um mich in Norditalien zu erholen, und es gibt viel zu besprechen. Aber kommen wir gleich zu den heißen Nachrichten von heute Morgen. Ausgehend von den Beweisen, die Sie kennen: Wer ist für den Tod der Drusen-Kinder verantwortlich, die am Wochenende auf den Golanhöhen Fußball gespielt haben?
Alastair Crooke:
Zunächst einmal muss ich den Zuschauern vielleicht etwas klar machen, nämlich dass dieser Ort Madschd al-Schams im besetzten Golan liegt. Er ist in der Tat in syrischem Gebiet und fast alle diese Drusen waren syrische Bürger. Sie haben ein israelisches Aufenthaltsrecht, aber sie sind syrische Staatsbürger und die meisten von ihnen unterstützen den Widerstand, die Hisbollah und die andere Widerstandsbewegung. Ich erwähne das nur, weil die Vorstellung, dass sie von der Hisbollah ins Visier genommen worden sein könnten, äußerst unwahrscheinlich ist.
Auf jeden Fall ist dort etwas passiert. Wir wissen nicht genau, was. Es scheint kein direkter Treffer gewesen zu sein, denn es gibt keine Hinweise auf einen Krater, nichts, was direkt darauf hindeutet. Es gibt Fragmente einer Rakete und die Israelis sagen, es sei eine Fateh, eine iranische Rakete, die von der Hisbollah benutzt wird. Nun, es ist möglich. Die Hisbollah sagt, dass sie an diesem Tag eine Rakete abgefeuert hat, die aber auf einen israelischen Außenposten gerichtet war, der sich in einiger Entfernung vom Dorf befindet, und die Israelis haben mit einem ihrer Iron-Dome-Raketenabwehrsysteme geantwortet. Nun stellt sich immer die gleiche Frage: Sind diese beiden Raketen zusammengestoßen? Wurde eine abgelenkt? Ist sie zersplittert, und wir sehen die Ergebnisse der Fragmentierung im Dorf? Ich weiß es nicht.
Aber die USA vertreten eine harte Linie, eine seltsame Linie, indem sie sagen, dass dies ein Angriff auf Israels nördliche Gebiete war. Das wurde von Kamala Harris und vom Weißen Haus gesagt, und ich unterstreiche das nur: Die Opfer waren keine Israelis und es war nicht in Nordisrael. Ja, vor einiger Zeit hat Trump informell die Annexion des besetzten Golan anerkannt, aber niemand sonst hat das wirklich getan.
Andrew Napolitano:
Nun, die Anerkennung der Annexion durch den amerikanischen Präsidenten würde sie nicht rechtmäßig machen. Es ist immer noch besetztes Gebiet, nicht wahr?
Alastair Crooke:
Genau, genau, genau. Und es hat deshalb auch das Recht auf Selbstverteidigung.
Andrew Napolitano:
Hat die Hisbollah in der Vergangenheit schon einmal unter falscher Flagge ihre eigenen Leute angegriffen um zu provozieren?
Alastair Crooke:
Nicht auf diese Weise. Ich meine, in den vergangenen Jahren hat es gelegentlich einen Fehler gegeben, und sobald der Fehler gemacht wurde, hat die Hisbollah immer darauf bestanden, den Fehler zuzugeben und zu sagen, dass es ein Fehler war.
In diesem Fall behauptet sie sehr energisch – und der libanesische Staat übrigens auch – dass es keine Hisbollah-Rakete war, die auf Madschd al-Schams abgefeuert wurde.
Andrew Napolitano:
Hier ist der libanesische Außenminister, der gestern Abend zu diesem Thema interviewt wurde – Schnitt Nummer vier.
[eingefügter Videoclip]
Abdallah Bou Habib, Außenminister des Libanon:
Wir wissen also nicht, wer es getan hat. Ich weiß, dass die Hisbollah von Israel beschuldigt wird, dass sie es getan hat. Die Hisbollah lehnt das ab. Dies ist mein Gefühl: Warum sollte die Hisbollah das tun, Araber zu töten, Syrer zu töten? Und die Hisbollah hat – wie Sie wissen – immer militärische Stellungen Israels ins Visier genommen, keine Zivilisten. Die Zahl der in Israel getöteten Zivilisten betrug weniger als sieben, während im Libanon mehr als 100 von Israel getötet wurden. Ich kann also nicht verstehen, warum die Hisbollah so etwas tun sollte. Es gibt keine Logik darin.
[Ende des eingefügten Videoclips]
Andrew Napolitano:
Die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Vizepräsidentin Harris und der Kandidat der Republikaner sagen fast dasselbe: Der Iran steckt dahinter. Der Vizepräsidentschaftskandidat der Republikaner – die Demokraten haben noch keinen – sagt: Es ist Zeit, den Iran anzugreifen!
Was glauben Sie, was Israel tun wird? Das israelische Kabinett hat gestern sechs Stunden lang getagt.
Alastair Crooke:
Nun, zunächst einmal, um auf Ihren ersten Punkt zurückzukommen: Iran. Ich meine, das war die Botschaft, die Netanjahu und seine Regierung in der gemeinsamen Sitzung des Kongresses verkündet haben: Es war eine Kriegsbotschaft, die besagte, dass wir angegriffen werden und jeder dieser Stellvertreter, die uns umgeben, sei es die Hisbollah oder die Hamas, in Wirklichkeit iranische Stellvertreter sind, und dass der Westen uns in einem Krieg gegen den Iran unterstützen muss. Es überrascht mich also nicht, dass sie sich mit dieser Erklärung in die Schlange einreihen, und vielleicht war dies vorher bereits in Arbeit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Kongress und die Leute, die Machthaber in Washington eine Vorstellung davon hatten, was von Netanjahu kommen würde.
Wenn Sie sich erinnern – in der letzten Sitzung vor Ihrer Abreise – sagte ich, dass Netanjahu Folgendes sagen würde: Er würde kommen und dies sagen: Israel wird vom Iran angegriffen und all diese – und er benutzte das Wort Schia am 7. Oktober – um klarzustellen, dass das alles der Iran ist. Das ist es, was er sagte. Das ist also keine Überraschung.
Was jetzt passiert ist, ist, dass es anscheinend einen enormen Druck aus dem Weißen Haus, aus dem Biden-Team, gibt, um zu versuchen, ob sie nicht zuerst einen Sieg in Gaza erringen können. Sie gehen also davon aus, dass die Androhung eines Angriffs auf die Hisbollah den Iran und die Hisbollah dazu veranlassen wird, maximalen Druck auf die Hamas auszuüben, damit diese den israelischen Forderungen für Gaza zustimmt und vor den Forderungen kapituliert.
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass dies geschieht, denn gerade jetzt, gerade gestern, haben sich die Unterhändler in Rom getroffen, und zu diesem Zeitpunkt gab es neue Forderungen von Netanjahu. Er wollte, dass mehr israelische Truppen im Gazastreifen verbleiben. Einen vollständigen Abzug akzeptieren sie nicht. Sie wollen eine Liste mit allen lebenden Geiseln. Sie wollen die Namen der Geiseln, bevor ein Abkommen geschlossen wird, und sie wollen auch eine Kontrolle, einen Kontrollmechanismus, so dass für alle Menschen aus Gaza, die nach Norden zu ihren Häusern im Norden des Gazastreifens gehen, einen Mechanismus gibt, der sicherstellt, dass sie entwaffnet sind, bevor sie den Netzarim-Korridor überqueren, sie wollen also einen Netzarim-Korridor, der von ausländischen Truppen besetzt ist, um zu verhindern, dass Menschen aus Gaza mit Waffen zurückkehren. Und Israel sagt, dass es die Kontrolle über den Philadelphia-Korridor und die israelische Kontrolle über den Rafa-Übergang haben will. Und einige der an den Verhandlungen beteiligten Israelis sagten, dass sie nicht glauben, dass es für diese zusätzlichen Forderungen Netanjahus irgendeine Hoffnung gibt. Sie bezweifelten sogar, dass die arabischen Unterhändler sie überhaupt an die Hamas weitergeben würden, weil das so unwahrscheinlich sei. Es sieht also nicht so aus, als wolle der Premierminister die Verhandlungen tatsächlich vorantreiben.
Andrew Napolitano:
Ich glaube nicht, dass Netanjahu jemals ein Abkommen wollte.
Alastair Crooke:
Wollte er nicht.
Andrew Napolitano:
Ich denke, die Verhandlungen sind nur ein Vorwand, um ihn im Amt zu halten, um den Krieg fortzusetzen, um zu verhindern, dass er strafrechtlich verfolgt wird, denn es scheint, dass die Israelis – und Sie sind ein erfahrener Verhandlungsführer, Sie wissen das – jedes Mal, wenn sie sich näher kommen, ihre Forderungen erhöhen. Sie fordern immer wieder Dinge, die sie bereits vom Tisch genommen hatten.
Alastair Crooke:
Nun, Sie haben genau Recht. Allerdings möchte ich hinzufügen, dass – ich meine, viele Leute mögen Netanjahu kein bisschen, und das verstehe ich vollkommen – aber, wissen Sie, es geht nicht nur um seine persönliche Position. Es gibt eine substanzielle, eine pluralistische Sichtweise, die seine Position unterstützt, dass es Krieg geben muss, dass die Hisbollah... Sogar der Oppositionsführer fordert, dass die Hisbollah vollständig zerschlagen werden muss, dass sie vernichtet werden muss, er fordert Israel auf, die Hisbollah vollständig zu vernichten. Und das kommt von der linken Seite der Opposition, und auf der rechten Seite ist es dasselbe. Ich meine also, es ist falsch, dies nur seinem persönlichen Ehrgeiz zuzuschreiben. Dahinter steckt mehr als das. Es gibt eine starke Forderung und mehr noch, es gibt Unterstützung für seinen Vorschlag, dass dies letztlich ein Krieg gegen den Iran sein muss, und das bedeutet letztlich natürlich die Unterstützung durch die USA. Sie können es nicht allein tun. Sie haben versucht, mit ihrem Angriff auf den Jemen, auf den Hafen von al-Hudaida im Jemen, der etwa 1.600 Kilometer von Israel entfernt ist, ein abschreckendes Beispiel dafür zu geben, um zu zeigen, dass Israel in der Lage ist, loszuziehen und seine Feinde zu bekämpfen, wo immer sie sind, und dass sie jetzt unterstützt werden müssen, wie er dem Kongress sagte.
Das müsst ihr alle: Dies ist ein Krieg! Das ist euer Krieg, genauso wie es Israels Krieg ist! Der Iran muss ebenso besiegt werden wie all diese Gruppen, und ihr müsst euch uns dabei anschließen. Es gibt also eine Unterstützung dafür.
Was jetzt passiert – nur um Sie auf den neuesten Stand zu bringen – ist, dass es eine Art Druck gibt, denn dies war immer die Vision von Biden, dass, wenn wir nur einen Waffenstillstand in Gaza erreichen können, alles andere sich von selbst regeln wird. Wir bekommen einen Waffenstillstand in Gaza. Dann haben wir Ruhe in Gaza. Dann wird im Libanon, im Süden des Libanon, Ruhe einkehren, und mit dieser Ruhe können wir dann anfangen, Vorkehrungen für die Zukunft des Gazastreifens zu treffen. Vielleicht können wir sogar zu einer Normalisierung der Beziehungen zu Saudi-Arabien kommen. Für das Biden-Team ging es immer darum, maximalen Druck auf die Hamas auszuüben, um eine Kapitulation vor den israelischen Vorschlägen für den Gazastreifen zu erreichen, die eine Fortsetzung des Krieges im Gazastreifen beinhalten. Netanjahu hat dies soeben deutlich gemacht: Er fordert in den neuen Vorschlägen internationale Garantien, dass Israel das Recht hat, den Krieg nach der ersten Phase und der Freilassung der Geiseln fortzusetzen.
Andrew Napolitano:
Nun, kein Land wird das garantieren, mit der möglichen Ausnahme der Regierung Biden.
Alastair Crooke:
Ja, genau. Ich meine, es ist... Man kann sehen... Sie warten also nur darauf, und dann ist die Frage, wie groß der Angriff sein wird. Es ist klar: Sie sagen es bei jeder Gelegenheit: Es wird einen schweren Angriff auf die Hisbollah geben, und das Kabinett, das gestern Abend zusammengetreten ist, hat Netanjahu und Galant, dem Verteidigungsminister, die Befugnis erteilt, den Angriff nach eigenem Ermessen zu starten.
Was der Libanon, die Hisbollah, der Iran und andere ihnen sagen, ist Folgendes: Wenn ihr Beirut angreift, wenn ihr Zivilisten angreift, wenn ihr die Infrastruktur angreift, dann wird die Hisbollah kommen und in die Tiefe Israels eindringen, und das wird zu einem Krieg führen. Und nebenbei bemerkt, der Iran sagt: Wir werden uns nicht einfach zurücklehnen, wenn das der Fall ist, wir werden uns einmischen.
Es hängt alles davon ab, was in der nächsten Zeit passiert. Werden sie wirklich nur militärische Ziele der Hisbollah angreifen? Ich halte das für unwahrscheinlich, weil die Hisbollah jetzt etwa 90 Meter tief in ihren Tunneln sitzt. Ich meine, die sind nicht dumm. Sie wissen, dass dies kommen wird. In der israelischen Presse findet man Hinweise wie: Oh, es scheint, als würde die Hisbollah ihre Stellungen aufgeben. Nun, natürlich haben sie sich gegen die Luftwaffe in die Tunnel zurückgezogen. Aber gerade, kurz vor dem Wochenende, nur um das Bild für Sie zu vervollständigen: Der jüngste israelische Jet, der F 35 Stealth Jet Israels, wurde beinahe von einer Boden-Luft-Rakete der Hisbollah getroffen. Also drehte er ab und flog sehr schnell davon. Es war eine ziemlich enge Situation. Offensichtlich hat die Hisbollah einige Boden-Luft-Abwehrsysteme in Stellung gebracht. Und ich denke, es war ziemlich beängstigend für Israel, dass ausgerechnet die F 35 – keine F-16 – sondern die F 35, die eigentlich getarnt sein sollte, beinahe von einer der Boden-Luftabwehrraketen getroffen worden wäre.
Andrew Napolitano:
Sie haben vorhin die Forderungen der israelischen Linken nach der Zerschlagung der Hisbollah erwähnt, die wir seit einiger Zeit auch von der Rechten hören. Die israelische Öffentlichkeit oder zumindest die politischen Eliten in Israel scheinen sich in dieser Frage einig zu sein. Aber wie realistisch ist das? Die IDF sind erschöpft. Sie können die lumpige Hamas nicht besiegen. Glauben die wirklich, dass sie es mit der Hisbollah aufnehmen und die besiegen können?
Alastair Crooke:
Wissen Sie, das ist eine wichtige Frage, die Sie da stellen. Ich meine, sie sind erschöpft. Sie haben das Gefühl, besiegt zu sein. Sie sind nicht begeistert von diesem Krieg. Aber das hat sich auf eine andere Ebene verlagert. Es geht über die rationalen Strukturen des Denkens hinaus. Sie bewegen sich eher auf einer eschatologischen Ebene, im Talmud und in dem Gefühl, dass dies das Schicksal Israels ist. Dies muss getan werden, auch wenn es ein selbstmörderisches Projekt ist. Wissen Sie, wir haben das göttliche Recht auf unserer Seite. Ich weiß, dass es für den Westen sehr schwer ist, diese Ideen zu akzeptieren, aber es handelt sich wirklich um eine messianische Vision, nicht um eine rationale, dieses Kalkül eines Krieges mit der Hisbollah, denn sie sehen sich völlig im Recht.
Ich habe das Gefühl, dass die Hisbollah große Überraschungen vorbereitet hat und dass Israel in der Tat besiegt werden könnte. Israel setzt alles auf eine göttliche Mission und nicht auf eine sehr sorgfältige Berechnung der verfügbaren Kräfte. Vielleicht denken sie, wenn sie im Libanon loslegen, dass dies die Vereinigten Staaten plötzlich dazu veranlassen wird, den Iran anzugreifen.
Aber ich glaube nicht, dass man so etwas kurz vor einer Wahl in den USA tun wird. Ich meine, ein bisschen Spannung, okay, und dass Israel die Hisbollah angreift, ja. Das könnte sich bei den Wahlen gut machen. Aber ein totaler Krieg gegen den Iran? Ich glaube nicht, dass sich das gut machen würde. Ich weiß also nicht, wie sie glauben, dass dies positiv enden wird. Aber es sieht so aus, als würden sie genau darauf setzen.
Andrew Napolitano:
Waren Sie überrascht von der Rede, die Premierminister Netanjahu vor dem Kongress gehalten hat? Es gab keinen sinnvollen Weg zum Frieden. Es war nicht einmal die Rede von Frieden. Es war die gleiche alte Kriegstrommel auf hohem Niveau. Es ist fast so, als ob – korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege – sein Publikum nicht die amerikanische Öffentlichkeit und nicht der amerikanische Kongress war, sondern die israelische Öffentlichkeit im eigenen Land.
Alastair Crooke:
Nun, das kam bei der israelischen Öffentlichkeit zu Hause nicht sehr gut an, denn es gab diese große Auslassung. Ja, er erwähnte an einer Stelle, dass sich eine der Geiseln im Publikum befand. Aber er hat nicht einmal das Wort „ein Abkommen“ oder „ein Verhandlungsergebnis“ benutzt. Er hat es nicht erwähnt. Das kam also bei den Familien und den Familien der Geiseln und der anderen Hälfte Israels, die nicht so messianisch, sondern eher liberal-europäisch eingestellt ist, nicht sehr gut an. Es kam also nicht so gut an. Aber ich denke, dass seine Rede das war, was ich von ihm erwartet hatte. Ich glaube, dass es eine Entschlossenheit gibt, immer noch zu versuchen, einen Weg zu finden, die Vereinigten Staaten in ihre Konflikte hineinzuziehen, in Israels Konflikte, in einem echten Sinne, dass die Vereinigten Staaten dies für sie lösen werden. Es gab also keine Lösung für den Gazastreifen, weil es offen gesagt keine Lösung für den Gazastreifen gibt.
Es gibt nichts, was das lösen könnte. Es gibt auch keine Lösung für die anderen Probleme Israels. Es wird keine Zwei-Staaten-Lösung geben, denn auf dem Gebiet des Staates Palästina leben 800.000 Siedler, die nur mit Gewalt entfernt werden können. Und welcher Staat ist bereit, militärische Gewalt anzuwenden, um 800.000 Siedler aus dem Westjordanland zu vertreiben? Ich glaube nicht, dass Europa das vorhat, und ich glaube auch nicht, dass die Vereinigten Staaten das tun würden. Die Vereinigten Staaten würden das mit Sicherheit nicht tun. Es gibt also keine wirkliche Lösung, außer Armageddon und zu versuchen, andere Staaten und die Vereinigten Staaten in das hineinzuziehen, was er im Kongress dargelegt hat: Ein Krieg! Ein Krieg der Zivilisationen. Ein Krieg gegen den Iran, gegen alle.
Andrew Napolitano:
Glaubt er wirklich, dass die amerikanische Öffentlichkeit einen solchen Krieg verkraften kann, insbesondere in Zeiten von Wahlen?
Alastair Crooke:
Ich glaube nicht, dass er diese Ansicht vertritt. Aber ich glaube, er hat das Gefühl, dass er von den Machtstrukturen unterstützt wird. Ich glaube, er hat grünes Licht bekommen. Ich glaube, ich habe Ihnen am Freitag eine Nachricht geschickt, in der es hieß, dass es grünes Licht vom „Deep State“, den Machthabern in Washington, für einen Angriff auf die Hisbollah gibt – nicht auf den Iran, sondern auf die Hisbollah. Und dann sagte Katz das explizit in den letzten Tagen oder so. Er sagte: Die Vereinigten Staaten und die europäischen Staaten stehen hinter uns bei unserem Angriff auf die Hisbollah. Die Europäer sagen das natürlich anders, und alle sagen irgendwie, Sie wissen schon: Oh nein! Zurückhaltung, Zurückhaltung, Zurückhaltung... Aber ich glaube, er hat eine Art von Zusicherung bekommen.
Andrew Napolitano:
Zur Information: Katz ist der israelische Außenminister.
Alastair Crooke:
Entschuldigung, ja, der Außenminister. Ich dachte, ich hätte das erwähnt. Und davor sagte ein hoher Beamter, ein hoher Sicherheitsbeamter, auf Kanal 14 am Freitag, dass grünes Licht gegeben wurde und dass wir erwarten können, dass Netanjahu zurückkommt und ins Verteidigungsministerium geht und mit den Kriegsvorbereitungen beginnt. Der Befehl für den Krieg ist bereits erteilt worden. Die Pläne für den Krieg gegen die Hisbollah sind genehmigt worden. Die Frage ist: Was werden sie angreifen? Nur militärische Ziele? Aber es werden nicht viele sein, die an der Oberfläche liegen.
Es wäre also eine Art demonstrativer Angriff. Oder werden sie weiter gehen – in diesem Fall wird die Gleichung zwischen der Hisbollah und Israel durchbrochen und die Hisbollah wird sich frei fühlen, in der Tiefe Israels anzugreifen, und dann werden wir wahrscheinlich auf einen größeren regionalen Krieg zusteuern.
Andrew Napolitano:
Als Netanjahu nach Hause kam, wurde er mit folgendem Problem konfrontiert: Diese Frau, Aviva Siegel, war 51 Tage lang eine Geisel. Ihr Mann ist immer noch eine Geisel. Ihr Englisch ist ausgezeichnet, wie Sie gleich hören werden. Am 24. Juli gab sie ABC News ein Interview. Hier ist, was sie zu sagen hatte:
[eingefügter Videoclip]
Aviva Siegel:
Ich möchte nur sagen, dass die Führer der Welt von uns, von den Menschen, gewählt wurden, um diese Welt in eine bessere Richtung zu führen, und dass das Töten nicht erlaubt sein sollte. Es sollte keine Kriege geben. Die Staatsoberhäupter sollten mit dem Leben und den Dingen, die zwischen den Ländern passieren, anders umgehen. Ich bin gegen das Töten.
(Ende des eingefügten Videoclips)
Andrew Napolitano:
Ist das eine Ansicht, die in der israelischen Öffentlichkeit weit verbreitet ist?
Alastair Crooke:
Nun, es ist wirklich ziemlich paradox, dass sie das gerade nach dem sagt, was wir in den Vereinigten Staaten erlebt haben, als wir eine Art Staatsstreich gegen einen amtierenden Präsidenten erlebt haben, ob aus gutem oder schlechtem Grund, aber nichtsdestotrotz wurde er ohne jegliche Beteiligung der Öffentlichkeit aus dem Amt geworfen und dann eine Art Krönung der auserkorenen Nachfolgerin angekündigt, die von den Führern, dem kleinen Kabinett, dem Politbüro innerhalb der Regierung kommt, das Kamala Harris gewählt hat und sie nach oben bringen wird. Vielleicht wird es am Ende des Tages anders sein, aber sie ist jetzt auf dem Prüfstand, um es durchzuziehen. Keine Vorwahlen, kein ordentliches Verfahren. Einfach die Machthaber im Hintergrund. Damit berührt sie leider einen wunden Punkt, denn wir sind in unseren Demokratien in Europa wie in Amerika fast an einem Punkt angelangt, an dem das Volk, die Meinung des einfachen Volkes peinlich und überflüssig zu sein scheint und es besser ist, die Interessen des großen Geldes und auch die Leute, die Profis in der Politik sind, den gesamten Wahlprozess managen zu lassen, ohne das Volk zu befragen.
Andrew Napolitano:
Was passiert, wenn Kamala Harris gewinnt und sie Netanyahu anruft und sagt: Ihr habt 24 Stunden Zeit, um einem Waffenstillstand zuzustimmen, ansonsten werden wir aufhören, euch militärische Ausrüstung zu schicken?
Alastair Crooke:
Das wird nie passieren, denn – und das ist der Punkt, den ich zuvor zu erklären versucht habe: Was ist der Deep State im Gegensatz zum politischen Dauerzustand? Der tiefe Staat ist das, was ich als Strukturen bezeichne, als tragende Strukturen, die in Amerika existieren und die es schon seit einiger Zeit gibt. Und sie erlauben niemandem, sie anzutasten. Eine derer Regeln ist der militärische Vorsprung Israels, der nicht angetastet werden kann, und darüber gibt es eine Superstruktur der Politik gegenüber der Region, gegenüber Ägypten, gegenüber Saudi-Arabien, die alle auf Israels qualitativer Struktur basieren. Dann gibt es noch andere Teile davon: Der finanzielle Aspekt, die Dominanz des Dollars und die finanziellen Aussichten. All das darf man nicht antasten, so wenig wie die Bush-Doktrin. Ich meine, sie wird immer noch weitergeführt. Es ist immer noch die aktuelle Doktrin, die Bush-Doktrin, die aus der Wolfowitz-Doktrin hervorgegangen ist, dass wir nicht zulassen werden, dass ein gleichwertiger Konkurrent, ein Konkurrent der amerikanischen Hegemonie auftaucht, und dass wir das durch präventive Maßnahmen verhindern werden.
Das sind also die tragenden Strukturen dieser ganzen Politik, und daran rührt man nicht. Wenn man das anrührt... Wissen Sie, und deshalb ist es so heikel, was in Milwaukee und anderswo passiert ist, denn plötzlich saßen sie alle da, die Deep State-Leute wie Pompeo und Murdoch und all diese Leute, die Trump nach dem versuchten Attentat beobachteten, wie er die Faust hob und sagte: „Kämpfen, kämpfen!“ und dann einen Populisten, einen scheinbaren Populisten, J.D. Vance, als seinen potenziellen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten ernannte. Ich meine, sie werden durchdrehen, ziemlich durchdrehen, denn aus der Perspektive dieser tragenden Strukturen, der außenpolitischen Schlüsselstrukturen, auf denen die gesamte Nachkriegszeit aufgebaut ist... Man darf sie nicht antasten. Also das, was Sie da sagen, das wird nicht passieren.
Andrew Napolitano:
Was Sie damit sagen ist, dass die amerikanische Außenpolitik nicht den Willen des Volkes oder gar des Präsidenten widerspiegelt. Sie spiegelt die etablierten Interessen wider, den militärisch-industriellen und geheimdienstlichen Komplex.
Alastair Crooke:
Ganz genau. Ich sage genau das. Die Außenpolitik ist nicht erlaubt... Ich meine, mit Teilen der Außenpolitik kann man spielen. Aber diese Grundpfeiler wie Israel und sein qualitativer Vorsprung müssen respektiert werden. Sie werden nicht zulassen, dass Kamala Harris etwas anderes sagt. Wenn sie also weiterhin ihr Mitgefühl für die Menschen in Gaza zum Ausdruck bringt, könnte es sein, dass zu gegebener Zeit plötzlich ein anderer Kandidat auftaucht, weil die Machtmakler da oben entscheiden, dass sie die Vorgaben nicht respektiert. Das Letzte, was sie zulassen werden, ist, dass die Zweiparteien-Vereinbarung zu Israel im Kongress der Vereinigten Staaten zum Parteigezänk wird. Es gibt eine parteiübergreifende Position zum quantitativen Vorsprung für Israel, und wenn sie ein starkes Element der Parteilichkeit einführt, das nicht nur am Rande für Wahlzwecke steht, wird das nicht akzeptabel sein, und wir könnten sogar einen neuen Kandidaten sehen, der plötzlich von den Machtmaklern in Hollywood und im Silicon Valley, dem großen Geld und den großen Scheckbuchinhabern aus dem Hut gezaubert wird.
Andrew Napolitano:
Faszinierende Sachen, Alastair, absolut faszinierend. Oh, wie habe ich diese Montagvormittage mit Ihnen vermisst. Natürlich habe ich einen Tag zusammen mit Ihrer reizenden Frau in Florenz verbracht, es war ein herrlicher Tag.
Alastair Crooke:
Es war schön, Sie dort zu sehen. Tut mir leid, dass es so heiß war.
Andrew Napolitano:
Ja, es war brutal heiß, aber das war es wert. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Wir freuen uns darauf, Sie nächsten Montag zur gleichen Zeit wiederzusehen. Alles Gute, mein lieber Freund.
Alastair Crooke:
Danke, vielen Dank.
Andrew Napolitano:
Es ist schön, wieder da zu sein, und ich danke Ihnen für die netten Kommentare so vieler von Ihnen über meine Sonnenbräune und meine Rückkehr. Wir sind wieder im Sattel und werden Ihnen diese Woche alle Ihre Favoriten liefern: Um 10 Uhr heute Morgen Ray McGovern, um 11 Uhr heute Morgen Larry Johnson, um 2 Uhr heute Nachmittag Botschafter Charles Freeman und alle Ihre Stammgäste, die im Laufe der Woche kommen. Vielen Dank, dass Sie zugeschaut haben. Bis bald – Judge Napalitano für Judging Freedom.
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=zDERjMb3ZIs - Judge Napalitano.Judging Freedom.
Das Transkript und die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus
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