Das Lügenprojekt Münchhausen

Wie ein anspruchsvolles Vorhaben zugrunde gerichtet wird
von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
19. September 2014
Seit einigen Monaten läuft das Projekt Münchhausen der "Friedensbewegung", in dessen Rahmen dazu aufgerufen ist, Lügengeschichten „zur Rechtfertigung von Krieg und Rüstung“ aufzuschreiben. Eine Reihe von Texten ist dabei entstanden. Am 11. September 2014 jährt sich das Jahrtausendverbrechen des 11. September 2001 zum dreizehnten Mal. Es läuft unter dem Codewort 9/11.

"Rechtzeitig"   – einen Tag vorher   – wurden die Autoren infolge Nachfrage über die Entscheidung einer "Redaktion" informiert, dass das Jahrtausendverbrechen nicht zum Thema gemacht werden darf   – entgegen einer Zusage vom Mai, als es noch hieß: „Das Thema 9/11 haben wir für den September eingeplant.“ Die U-Boote des US-Imperialismus in der "Friedensbewegung" sind ihrer Funktion nachgekommen. Es war kaum anders zu erwarten.

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George W. Bush am Morgen des 11. September 2001, als er mit dem Jahrtausendverbrechen konfrontiert ist

Es sind zwei Geschichten zum Thema 9/11 für das Münchhausen-Projekt entstanden, eine von Elias Davidsson und eine von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann. Nachfolgend geben wir die unterdrückte Münchhausen-Geschichte von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann wieder. Die von Elias Davidsson ist hier zu lesen: nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20773

Münchhausen und die Operation 9/11

Heute möchte ich Euch eine Geschichte von besonderem Wahrheitsgehalt erzählen. Ich saß noch nicht lange als Präsident, der auf den Namen George W. Bush hörte, in dem so genannten Weißen Haus, da verschlug es mich in eine Schule in Florida   – genauer in die Emma E. Booker Elementary School in Sarasota. Es war am Morgen des 11. September 2001, kurz nach neun.

Ich saß in einer Schulklasse. Da kam mein Stabschef Andrew Card und flüsterte mir etwas ins Ohr. Die Medien konnten es nicht lassen, davon Fotos und Videos zu zeigen. Und in einem großen Teil der Medien ist zu lesen, dies sei der Moment, in dem ich von den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York erfahren hätte. Das stimmt aber nicht. Ich hatte schon, bevor ich in den Klassenraum kam, auf einem Bildschirm mitbekommen, wie ein Flugzeug ins World Trade Center raste. Ich erinnere mich noch gut, wie ich am 4. Dezember 2001 sagte: „Ich saß außerhalb des Klassenraums und wartete hineinzugehen. Da sah ich, wie ein Flugzeug den Turm traf. Ein Fernseher war offensichtlich eingeschaltet.“ Oder auch an den 5. Januar 2002 erinnere ich mich gut, als ich   – angesprochen auf den Einschlag des ersten Flugzeugs   – äußerte: „Als wir in den Klassenraum gingen, hatte ich dieses Flugzeug gesehen, wie es in das Gebäude flog. Es war ein Fernsehgerät eingeschaltet.“

Ihr glaubt es kaum: ich habe etwas gesehen, was niemand sonst in diesem Moment gesehen hat. Ich war der einzige, der den Anschlag auf den Nordturm des WTC live mitverfolgen konnte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Medien nämlich noch nicht vor Ort. Das waren sie erst beim zweiten Crash, dem in den Südturm, etwa fünfzehn Minuten später. Ein Video vom ersten Einschlag, das die Brüder Naudet zufällig aufgenommen hatten, bekam die breite Masse erst wesentlich später zu Gesicht. Ein Präsident aber hat seine besonderen Möglichkeiten.

Oh, nein! Fast hätte ich die Unwahrheit gesagt. Auch mein Freund Osama, der Teufel   – nicht zu verwechseln mit Obama, meinem Nachfolger im Präsidentenamt   – hat zusammen mit seinen Kumpanen den ersten Einschlag miterleben können. Das geht aus dem Video hervor, das unsere Streitkräfte Ende November in Afghanistan in Dschalalabad gefunden und am 13. Dezember 2001 öffentlich gemacht haben. Ein Osama gesteht darin: „Sie waren außer sich vor Freude, als das erste Flugzeug das Gebäude traf.“ Unsere Leute vom Springer-Konzern schildern es noch plastischer: „Bin Laden grinst erneut, erzählt, wie er vergnügt dem Einschlag des ersten Flugzeugs zugeschaut habe.“

Unser Sicherheits- und Geheimdienst-Apparat hat ganze Arbeit geleistet   – zumindest nachdem die Tat begangen war. Es war der pure Wahnsinn, wie all unsere Informationskanäle funktionierten. Schon am Tag der Tat, haben wir klar gemacht, wer der Haupttäter sein musste. Es war unser guter Osama. Und das konnte so schon am Abend des 11. September in die Zeitungen des folgenden Tages einfließen. Eine wirklich phänomenale Geschichte ist das. Das übertroffen hat nur unsere alt-ehrwürdige BBC. Die war noch schneller. Die hat vom Einsturz des dritten WTC-Gebäudes berichtet, bevor er stattgefunden hat. Ihr gebührt eine besondere Anerkennung.

Da sich Osama in einer Höhle in Afghanistan versteckt hielt, war klar, dass wir als erstes Krieg gegen dieses Land führen mussten. Das ist immer so. Wenn wir jemandem vorwerfen, ein Verbrechen angestiftet zu haben und der sich versteckt, muss das Land, von dem wir behaupten, dass dort das Versteck liegt, bombardiert werden. Dabei spielt es auch keine Rolle, wenn diejenigen, von denen wir behaupten, dass sie die Tat begangen haben, aus einem ganz anderen Teil der Welt kommen   – aus Saudi-Arabien in diesem Fall. Recht ist Recht und Völkerrecht ist Völkerrecht. Davon wissen wir in unserer freien Welt ein Lied zu singen.

Und wenn ich mich daran erinnere, wie die zwei   – ach nein, es waren ja drei   – Türme mit nahezu Fallgeschwindigkeit zu Boden sausten, dann wird mir noch heute schwindelig. Ähnlich schnell sind nur unsere Bomben, die wir auf Afghanistan und später auf den Irak haben regnen lassen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Dänemark, Australien und den USA will in den Trümmern des World Trade Centers unseren militärischen Sprengstoff Nanothermit nachgewiesen haben. Aber das hat zum Glück nicht die große Runde gemacht. Unsere Medien wissen schließlich   – darauf können wir stolz sein   – wann sie sich zurückzuhalten haben.

Und Ihr werdet Euch sicher fragen, welchen Namen wir unserem durch 9/11 eingeleiteten Krieg gegeben haben. Ja richtig: „Krieg gegen den Terror“ haben wir ihn genannt. Eine wunderbare Bezeichnung! Weit mehr als eine Million Menschen mussten dran glauben. Aber auch das hat nicht die große Runde gemacht. Ich kann es nur wiederholen: wir können stolz auf unsere Medien sein. „Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns“, habe ich sinngemäß gesagt. Das stimmt.

Zum Schluss will ich noch erzählen, wie wir mit denjenigen umgehen, die nicht mitspielen. Für die haben wir ein ganz besonderes Wort parat. Das lautet: „Verschwörungstheorie“. Fast immer schaffen wir es damit, diejenigen, die zu erkennen glauben, dass wir ihnen Lügengeschichten erzählen, in die Ecke der Spinner zu stellen. Und wenn das nicht reicht, haben wir   – ich muss schon wieder von ihnen sprechen   – unsere Medien. Sie sind geübt in Vernichtungsfeldzügen. Ihr erinnert Euch sicherlich an Euren Bundespräsidenten Wulff. Aber das nur ganz am Rande. Als eine junge Band es doch tatsächlich wagte zu fragen, ob unsere Operation 9/11 vielleicht selbstgemacht sein könnte, da trat DER SPIEGEL hervor, mit dem Ziel klar zu machen, dass diese Band   – sie heißt DIE BANDBREITE   – ihre Existenzberechtigung verwirkt hat. Dabei ist es wichtig, dass wir auch in der Friedensbewegung und in der Linken unsere Kräfte haben, die dieses Spiel mitspielen. Nur so können wir sicher sein, dass wir das Spiel gewinnen.

Es gäbe noch viel zu erzählen von der Operation 9/11. Aber ich will es damit erstmal genug sein lassen. (PK)


Quelle: Online-Flyer Nr. 475 vom 11.09.2014,
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