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SEXTING: Mädchen stellen sich halbnackt ins Netz.

11. November 2013

SEXTING: Mädchen stellen sich halbnackt ins Netz.

Trend aus den USA greift auch in der Region um sich   – Oldenburger Experte warnt vor Folgen

Fotos der unbekleideten Tochter in sozialen Netzwerken: Eltern sollten mit ihren Kindern darüber sprechen statt sie zu bestrafen, rät der Oldenburger Soziologie-Professor Thomas Alkemeyer.

OLDENBURG/CLOPPENBURG Der Oldenburger Universitätsprofessor Thomas Alkemeyer warnt vor den Gefahren des Phänomens „Sexting“   – also davor, dass junge unbekleidete Mädchen Fotos von sich machen oder machen lassen und diese in soziale Netzwerke stellen. „Es ist ein durchaus ernstes Spiel. Es geht um Aufmerksamkeit, Anerkennung, Identität. Und es kann ernste Folgen haben. Einmal ins Netz gestellte Bilder lassen sich kaum löschen. Das macht erpressbar und bringt die Gefahr des Internet-Mobbings mit sich. Auch wenn die Veröffentlichung von Nacktfotos als Liebesbeweis gefordert wird, wird aus spielerischem Experimentieren schnell Ernst“, sagt der Professor für Soziologie.

Zahlreiche Schulleiter aus der niedersächsischen Kreisstadt Cloppenburg hatten in einem Elternbrief vor „Sexting“ gewarnt. Der Leiter des Clemens-August-Gymnasiums in Cloppenburg, Günter Kannen, sagte der Nachrichtenagentur dpa, seinem Eindruck nach gebe es „Sexting“ an allen Schulen im Land. „Bei den Schülern ist es so: Sie kennen das, aber es fehlt ihnen das Problembewusstsein“, sagte der Schulleiter. Lehrer und Eltern seien völlig überrascht gewesen, aber auch dankbar, auf das Problem hingewiesen worden zu sein.

Auch in der Niedersächsischen Landesschulbehörde ist der Begriff nicht fremd. „Wir sehen das als ernstzunehmendes Problem, auch wenn es noch nicht so richtig greifbar ist“, sagte Sprecherin Susanne Strätz.

Beim „Sexting“ versenden Jugendliche erotische Fotos oder Nacktbilder von sich per Smartphone an Freunde oder laden sie in sozialen Netzwerken hoch. Der Trend kommt aus den USA.

Nach einer Studie der Hochschule Merseburg haben bereits 19 Prozent der 16- bis 18-jährigen Mädchen und elf Prozent der Jungen schon einmal erotische Fotos oder Filme von sich gemacht. Etwa sechs Prozent haben diese ins Internet gestellt.

Der Dortmunder Sexualpädagoge Michael Hummert rät Eltern zu einer besonnenen Reaktion, wenn ihre Kinder eigene Nacktfotos per Handy verschicken. Mütter und Väter sollten mit ihren Kindern über die möglichen unerwünschten Folgen des „Sexting“ sprechen, sie aber nicht mit Drohungen verängstigen, sagte Hummert dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sonst bestehe die Gefahr, dass sich die Jugendlichen nicht an ihre Eltern um Hilfe wenden.„Zuhören wäre allemal besser als sich zu empören, zu verurteilen oder gar zu bestrafen. Dramatisierung und Aufklärungspädagogik führen überwiegend zum genauen Gegenteil dessen, was man erreichen möchte“, meint auch der Oldenburger Professor Alkemeyer. Laut Alkemeyer taucht „Sexting“ in erster Linie bei Mädchen auf. „Jungen treten eher als Sammler in Erscheinung. Für sie mögen Nacktbilder Trophäen sein, mit denen sie angeben können.

Nach wie vor ist es vornehmlich der weibliche Körper, dessen Wert an seiner Ausstellungsfähigkeit bemessen wird“, sagt der Oldenburger Soziologe, der vermutet, dass die Schülerinnen an der Sexyness von Stars wie Lady Gaga, Rihanna und Miley Cyrus teilhaben möchten, indem sie deren Posen nachstellen. Es handele sich um ein durch neue Medientechnologien ermöglichtes Experimentieren mit Bildern und Normen der Sexualität, „vielleicht auch um eine gegenwärtige Form des Bettgeflüsters“.

Quelle: nwzonline.de, 02.11.2013

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