Skip to main content

jüngste Beiträge in »Der Wunsch nach Frieden«


von Susanne Schmieden 25.08.2023 - übernommen von transition-news.org
12. September 2023

Was ist eine Universität?


Wir haben diesenText von "Transition News" übernommen, weil er sich kritisch mit unseren Hochschulen beschäftigt

Man muß das Wahre immer wiederholen,
weil auch der Irrtum um uns her
immer wieder gepredigt wird,
und zwar nicht von einzelnen,
sondern von der Masse.
In Zeitungen und Encyklopädien,
auf Schulen und Universitäten,
überall ist der Irrtum obenauf,
und es ist ihm wohl und behaglich
im Gefühl der Majorität,
die auf seiner Seite ist.

Johann Wolfgang von Goethe

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser, liebe Freunde, wir haben uns über die kritischen Gedanken gefreut, die sich die Autorin des Textes, Susanne Schmieden, zum bedenklichen Zustand unserer Hochschulen macht und weil sie dazu gleich drei Bücher vorstellt. Wir sind Psychologen, wohnen ganz in der Nähe der Zürcher Universität und der berühmten Eidgenössisch-Technischen-Hochschule (ETH), und wir fragen uns seit Jahren: Mit welchem Bildungs-Rucksack, neben ihrem Fachwissen, vor allem auch kulturell-gemeinschaftlich-zwischenmenschlich,  werden die 50'000 Studenten und Studentinnen Jahr für Jahr ins Leben entlassen?   – Machen sie sich Gedanken, wie wir uns in Zukunft eine friedliche Welt einrichten wollen?   – Gibt es solche Professoren und Professorinnen, die sie dazu anleiten, dass sie sich solche Gedanken überhaupt machen können?   –  –  – Wenn freie Forschung unterbunden wird, kritische Geister entlassen werden, dann haben unsere Hochschulen ihren ursprünglichen Sinn verloren und sind zu Anpasser-Institutionen verkommen, in denen die jungen Menschen im Stich gelassen werden. Diese Entwicklung zu sehen, erfüllt uns mit Sorge und deshalb legen wir Ihnen diesen Text zum Nachdenken vor. Herzlich Margot und Willy Wahl

Liebe Leserinnen und Leser

Wer die Gegenwart verstehen will, muss sich mit der Vergangenheit beschäftigen. Der Ort, an dem dies geschieht, ist traditionell die Universität. Doch wie ist es um diese Institution heute bestellt? Nun ja, nicht besonders gut, muss man sagen.

Auf meinem Büchertisch liegen gerade zwei Bücher, die sich damit beschäftigen: Das eine ist bereits fast 20 Jahre alt, nämlich «Eine deutsche Universität. 500 Jahre Tübinger Gelehrtenrepublik» von Walter und Inge Jens. Ich habe selbst in Tübingen studiert und einmal einen kleinen Text über diesen bedeutenden und besonderen Ort geschrieben.

Das andere Buch ist aktueller: Es heisst «Albtraum Wissenschaft» und ist von Anne Christine Schmidt. Dessen Klappentext ist so eindrücklich und treffend, dass ich Ihnen diesen nicht vorenthalten möchte:

«Das Wissenschaftssystem ist durch steile Hierarchien geprägt. Meine fünfzehnjährige Odyssee durch sieben universitäre und ausseruniversitäre Forschungsinstitute erlaubt mir, folgende für eine erfolgreiche Wissenschaftslaufbahn förderliche Eigenschaften zu notieren:

-  Uneingeschränkte Unterordnung im Umgang mit Professor*innen
-  Ausgeprägtes Konkurrenzdenken, das sich bis zum Kolleg*innenhass steigert
-  Bereitschaft zur kritiklosen Affirmation des naturentfremdeten, naturzerstörenden Wissenschaftssystems
-  Erdulden völliger Nichtigkeit der eigenen Ausbildung, Qualifikation und Arbeitsleistungen»

Das mag übertrieben klingen, trifft es aber meines Erachtens auf den Punkt. (Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Das oben Geschilderte gilt nicht nur für Universitäten, sondern auch für andere «renommierte» Kulturinstitutionen.) Und wer verstehen möchte, was in den letzten nun fast vier Jahren abgelaufen ist, sollte sich dringend damit befassen, was in den letzten etwa 30 Jahren insbesondere an (deutschen) Universitäten abgelaufen ist. Und wo die Reise heute hingeht.

Dazu gibt es wiederum ein weiteres hochaktuelles Buch, das momentan auf vielen Kanälen der alternativen Medien besprochen wird. Es ist von dem Medienwissenschaftler Michael Meyen. Ein gutes Gespräch dazu gibt es zum Beispiel hier.

Gerade im Dauerfeuer der täglichen «News» tun wir   – also insbesondere die sogenannten «alternativen» respektive freien Medien   – gut daran, den grossen Überblick, die historische Sichtweise, die geistesgeschichtliche Einbettung nicht zu vernachlässigen.

Herzliche Grüsse

Susanne Schmieden

Susanne Schmieden

Susanne Schmieden

Susanne Schmieden (Dr. phil.), geb. 1986, hat in Luzern im Rahmen eines SNF-Forschungsprojekts von Christine Abbt im Fach Philosophie promoviert. Zuvor studierte sie in Tübingen und Zürich Germanistik, Komparatistik und Philosophie und übte verschiedene Tätigkeiten im Verlagswesen, beim Theater und im Wissenschaftsmanagement aus. Sie hat u.a. in der Zeitschrift Forum Modernes Theater und in Studia Philosophica. Schweizerische Zeitschrift für Philosophie publiziert.

__

Sie können hier transition-news.org mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo unterstützen.