Zur Bedeutung des Hippokratischen Eides in der heutigen Zeit
Aus der Schweizerischen Ärztezeitung:
Vorstandsmitglieder der Hippokratischen Gesellschaft Schweiz:
Josias Mattli, Dr. med., Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Mitglied der FMH, Val Müstair;
Ursula Knirsch, Dr. med., Fachärztin für Neurologie, Mitglied der FMH, Zürich;
Raimund Klesse, Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Mitglied der FMH, Chur;
Sabine Vuilleumier-Koch, Dr. med., Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Mitglied der FMH, Greifensee
Die Notwendigkeit eines neuen, verpflichtenden Eides wurde postuliert und andiskutiert [1]. Begründet wird dies mit aktuellen Problemen wie der Ökonomisierung in der Medizin. Gleichzeitig versucht man, die Bedeutung des Hippokratischen Ei des zu relativieren und ihn als unzeitgemäss abzutun. Die Hippokratische Gesellschaft Schweiz legt die unveränderte Aktualität des Hippokratischen Eides dar.
Der Hippokratische Eid als «Fels in der Brandung» [2]
Der Hippokratische Eid stellt seit fast 2500 Jahren eine der wichtigsten ethischen Grundlagen des ärztlichen Handelns dar. Die darin enthaltenen Werte sind zeitunabhängig und haben verschiedenste geschichtliche Epochen überdauert. Der Eid verkörpert damit eine überragende normative Kraft. Er ist religiös unabhängig und beinhaltet die zentralen Grundwerte der Medizin. Jeder Arzt sollte diese Grundlagen kennen, verinnerlichen und danach handeln. Deshalb wollen wir hier Text und Bedeutung dieses hochaktuellen Dokuments in Erinnerung rufen (siehe Kasten).
Der Hippokratische Eid – verlässliche Richtschnur seit 2500 Jahren
Der Hippokratische Eid ist eine moralische Selbstverpflichtung des Arztes. Der Schwur den Göttern gegenüber zeigt die Ernsthaftigkeit und Unbedingtheit des Verhaltenskodex. Die Verpflichtung basiert ganz auf dem Gedanken des «nihil nocere»: dem Patienten Nutzen bringen und keinen Schaden zufügen. Im Zentrum steht das Tötungsverbot, der unbedingte Schutz des Lebens als Grundlage jeder ärztlichen Tätigkeit. In der Frage der Ehrfurcht vor dem Leben muss der Arzt absolut sicher sein, da sonst der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient nicht möglich ist. Auch die klare Verpflichtung zur Wahrung des Arztgeheimnisses ist eine notwendige Grundlage für diese Vertrauensbeziehung.
(…)
Rückbesinnung auf die hippokratische Ethik
Immer wieder in der Geschichte wurden die menschlichen Grundwerte missachtet, wie sie im Naturrecht verankert sind und die Grundlage unserer demokratischen Rechtsstaaten bilden. Während der Weltkriege zeigte sich in grauenhaftem Ausmass, wohin eine Medizin ohne Menschlichkeit führen kann [5].
Heute sind wir mit utilitaristischen Konstrukten der im angloamerikanischen Umfeld entwickelten Bioethik konfrontiert. Wieder wird die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens in Frage gestellt, wieder wird die Würde des Einzelnen aufgrund fragwürdiger Reflexionen über das angebliche Wohl der Vielen beschädigt, wieder spielen wirtschaftliche und ideologische Aspekte eine grosse Rolle.
Den Vorschlag eines neuen, gar noch standesrechtlich verpflichtenden Eides [1, 6], der das Tötungsverbot als Grundlage der medizinischen Ethik nicht enthält und stattdessen das Wirtschaftlichkeitsgebot des KVG durch die Hintertür zu einer ethischen Grundlage der Medizin machen will, können wir nicht unterstützen.
Warum soll sich die heutige Ärztegeneration nicht auf die hippokratische Ethik besinnen, die seit über zwei Jahrtausenden das ethische Fundament der Medizin darstellt, und auf dieser Grundlage wieder die Fürsorge und Garantenpflicht für ihre Patienten übernehmen?
Lesen Sie den vollständigen Artikel bitte hier:
http://www.saez.ch/docs/saez/2016/23/de/SAEZ-04661.pdf
Weitere Beiträge in dieser Kategorie
- Keine ernsthaften Bemühungen zur Wiederherstellung der Beziehungen zwischen den USA und China auf dem Gipfel in San Francisco
- Russland wird wohl kein Getreide mehr an den Westen liefern
- Wird der globale Pandemievertrag der WHO uns den Dauer-Ausnahmezustand bringen? - Teil 2
- Wird der globale Pandemievertrag der WHO uns den Dauer-Ausnahmezustand bringen? - Teil 1
- Zur weiteren Ethik-Diskussion: COVID 19 Corona Ausstiegskonzept
- Zur Corona-Ethik-Diskussion
- «Impfungen als Allerheilmittel ist eine gefährliche Strategie»
- Evgeny Morozov: Das World Wide Web war nie ein Garten Eden
- Concierto de Aranjuez - Joaquín Rodrigo II. Adagio / Pablo Sáinz-Villegas - LIVE
- Ethik in Wissenschaft und Politik – ein Leserbrief und unsere Antwort
- Zur Bedeutung des Hippokratischen Eides in der heutigen Zeit
- «Der Mensch darf nie aufhören, Mensch zu sein» (A. Schweitzer)
- CRISPR Cas9 – «Wir sind weit davon entfernt, das ‹Konzert der Gene› des Menschen zu verstehen»
- Multipolare Welt gegen Krieg
- Auf dem Weg in den digital-autoritären Sicherheitsstaat?
- Solidarwerkstatt: Nein zur militärischen EU-Beistandsverpflichtung!
- Niemals vergessen
- Manifest für Europa – Wir wollen ein Europa des Friedens und des Rechts!
- Genauer erfassen: Ethik und Kultur – Leo Tolstoi, Ilja Repin und die «Wandermaler»
- Sprachrohre der Kriegstreiber gehören in keine deutsche Redaktion.
- «Kein assistierter Suizid in Deutschland!» Offener Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages
- Verschwörungstheoretiker blasen zur Hexenjagd auf Historiker Dr. Daniele Ganser
- Jeremy Corbyn – mehr als ein politischer Robin Hood
- Gedanken zur Präimplantationsdiagnostik PID